Schön pfleglich

Es ist schon erstaunlich, wie pfleglich die Kontrahenten wenige Tage vor Beginn der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst miteinander umgehen. Und das bei einer Forderung von acht Prozent mehr Lohn oder 200 Euro für die Beschäftigten von Bund und Kommunen.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble rechnet mit einem raschen Abschluss, Beamtenbund-Chef Heesen wird nicht müde, bereits nach vertretbaren Kompromisslinien zu suchen - die acht Prozent auf zwei Jahre zu strecken, ist so eine. Offenbar ist das persönliche Verhältnis deutlich intakter als beispielsweise zwischen Bahnchef Hartmut Mehdorn und dem obersten Lokführer Manfred Schell. Das ist wichtig, wenn es darum geht, den Deutschen einen Streik im Öffentlichen Dienst und damit Müllberge oder Stillstand im Personennahverkehr zu ersparen. Verdi-Chef Frank Bsirske, der Dritte im Bunde, ist der einzige, der eine härtere Rhetorik anschlägt. Kein Wunder, vertritt er doch die Mehrheit der Beschäftigten, und im Vergleich zum Beamtenbund steht Verdi für eine deutlich andere politische wie ideologische Ausrichtung. Am Ende der Tarif-Auseinandersetzung wird weniger herauskommen als gefordert, das ist klar. Insgesamt gilt: Die Arbeitnehmer-Vertreter haben die besseren Argumente. Schließlich haben Krankenschwestern, Müllmänner oder Lehrer durch Verzicht zur erheblichen Kostensenkung bei den öffentlichen Händen beigetragen. Das wird von der Politik ja allenthalben anerkannt - und sollte sich in Zeiten des Aufschwungs nun auch auszahlen. nachrichten.red@volksfreund.de

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