Scharf nachgedacht

Elixiere, um zu vergessen, sind so alt wie die Menschheit. Sie heißen Lethe oder Tequila und wirken, in entsprechenden Dosen eingenommen, todsicher. Mittel gegen das Vergessen sind, abgesehen vom Knoten im Taschentuch, fast nur in Gestalt bunter Pillen zu erwerben, die von der Pharma-Industrie mit nimmermüdem Eifer und gewohnt überzogenen Preisen auf den Markt geschaufelt werden, um Leichtgläubigen angeblich das Langzeitgedächtnis zu stärken.

Möglicherweise aber sind die Naturheiler auf dem Weg zu einem neuen Triumph. Sollte sich nämlich herausstellen, dass Curry tatsächlich den Synapsen auf die Sprünge hilft, dann dürfen sich die Wurstbudenbesitzer schon bald auf ein neues Image freuen. Was gestern noch als "fast und fettig" verschrien war, könnte morgen bereits das Prädikat "Gesund und geriatrisch wertvoll" bekommen und ist, jedenfalls vorläufig noch, erschwinglich selbst für Pflichtversicherte: eine Currywurst für zweifuffzich - ohne Rezeptgebühr, aber mit ungeahnten Folgen fürs Gehirn. Kein Wunder, dass Herbert Grönemeyer zu Beginn seiner Karriere ein Loblied auf die Currywurst sang. Vermutlich wusste er - dank seinem Bruder, dem Mediziner Wilhelm - längst um deren nachhaltige Wirkung. Jedenfalls hat er bis heute keinen Text vergessen. r.nolden@volksfreund.de

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