Schatten der Vergangenheit

Keine politische Gruppierung hat aus dem Stand soviel bundesrepublikanische Bedeutung erlangt wie die in Linkspartei umgetaufte PDS. Saßen im alten Berliner Parlament gerade einmal zwei dunkelrote Aktivisten, so sind es jetzt stolze 54. Mehr als vier Millionen Bürger haben Gysi und Lafontaine ihre Stimme gegeben.

Das Paradoxe daran: Sie votierten allesamt für ein politisches Projekt, dass es eigentlich noch gar nicht gibt. Nur in der Bundestagsfraktion ist der Schulterschluss zwischen PDS-Leuten Ost und Kampfgefährten der aus dem Hartz-Frust heraus gegründeten WASG West vollzogen. Im wahren Parteileben dominieren noch fundamentale kulturelle und politische Unterschiede; st man sich zum Teil spinnefeind. Der jüngste Parteitag der Linkspartei in Dresden sollte die Gräben überwinden helfen. Aber die Chance wurde nur unzureichend genutzt. Ja, sie wurde auf dilettantische Art und Weise verspielt. Die Stasi-Belastungen des neuen Schatzmeisters in der PDS-Truppe sorgen für Risse in der Fassade. In Schleswig-Holstein liegen sich Aktivisten von PDS und WASG seit Wochen in den Haaren, weil die Linkspartei dort einen Abgeordneten in den Bundestag entsandte, der seine hauptamtliche Mitarbeit in der einstigen Spitzel-Zentrale der DDR als Wehrdienst apostrophiert hat. Das Verhältnis zwischen PDS und WASG wird dadurch ohne Zweifel belastet. Auch wenn am Ende tatsächlich eine Vereinigung stehen wird, so muss das linke Projekt deshalb nicht automatisch im Westen Fuß fassen. Ein Fingerzeig werden die nächsten Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und 2007 in Bremen sein. Bevor die Linkspartei so weit in die Zukunft blickt, sollte sie sich aber besser mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. nachrichten.red@volksfreund.de

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