Schiff versenkt

Cap Anamur war am Anfang eine Idee, die zur idealistischen Institution wurde, eng verbunden mit der Person des Menschenfreundes Rupert Neudeck. Die spektakuläre Aktion im Mittelmeer, die 37 Afrikanern das Leben rettete und das Flüchtlingsthema wieder in die Schlagzeilen brachte, sollte eigentlich dem humanitären Gedanken Auftrieb geben (und das Spendenbewusstsein der Bevölkerung stärken).

Doch Neudecks Nachfolger Elias Bierdel, dem diplomatisches Handeln und Reden fremd sind, hat das Schiff jetzt sinnbildlich versenkt: Die ungeklärten Umstände der Rettungsaktion vor Lampedusa und Bierdels Verhalten haben einen Image-Schaden verursacht, an der die Vereinigung Cap Anamur noch länger knabbern wird. Dennoch: Auch wenn Zweifel an der Lauterkeit des Cap-Anamur-Chefs erlaubt sind, so hat er doch den Finger in eine offene Wunde gelegt, über die in Europa niemand gerne spricht. Fast täglich geraten Elendsflüchtlinge in Seenot, und bis heute ist die Asylproblematik in der EU nicht mal ansatzweise gelöst. Auch der fragwürdige Plan von Innenminister Schily, die Flüchtlinge einfach in nordafrikanischen Lagern zu kasernieren, hilft nicht weiter. Ganz zu schweigen vom zynischen Vorschlag des Bayern Beckstein, die "Hungerleider " sollten doch "in Lagern vor Ort" ihre Asylanträge stellen. Solange das Wohlstandsgefälle so groß ist, werden Flüchtlinge, leider oft angestiftet von skrupellosen Schleußern, auch weiterhin ihr Heil in Europa suchen. nachrichten.red@volksfreund.de

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