Schilda lässt grüßen

Dieser Kommentar könnte auch eine Glosse sein. Es fällt schwer, ernst zu bleiben angesichts dessen, was sich das Bundesamt für Zivildienst da allem Anschein nach erlaubt hat: Wenn ein junger Mann keine Lust auf den Zivildienst hat, raucht er schnell mal einen Joint - und schon ist er die Verpflichtung los.

Schilda lässt grüßen. Folgen hat der Drogenkonsum nicht, denn die Ärzte, die die Einstellungsuntersuchungen vornehmen, unterliegen der Schweigepflicht. Vorbei die Zeiten, in denen Dienstunwillige in der Hoffnung auf das "Prädikat" untauglich vor der Untersuchungliterweise Kaffee in sich hineinschütteten, Nächte durchwachten und Aluminiumpapier aßen. So einfach wie jetzt war es noch nie, sich vor seiner Pflicht zudrücken. Die Wohlfahrtsverbände, die ohnehin seit Jahren übereinen Zivi-Schwund klagen, fürchten völlig zu Recht darum, dass sie bald ganz ohne solche Kräfte da stehen. Und das ist nicht das einzig Bedenkliche an dieser Änderung des Zivildienstgesetzes. Man kann über die Wehrpflicht geteilter Meinung sein. Doch so lange sie gilt, muss sie durchgesetzt werden. Wenn Wehrgerechtigkeit schon bisher angesichts niedriger Einberufungszahlen nur noch eine Annäherungsgröße war - diese neue Regelung macht sie lächerlich. Wie sollen junge Menschen angesichts dieses Fehlgriffs ein Pflichtgefühl gegenüber dem Staat entwickeln? Wie ihr oft angeschlagenes Bild von der Politik verbessern? Ganz zu schweigen von dem bedenklichen Aspekt, dass junge Leute zum Drogenkonsum angeregt werden könnten. Die Zivi-Posse ist auf den zweiten Blick alles andere lustig - und dieser Text statt einer Glosse doch ein Kommentar. i.kreutz@volksfreund.de

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