Schlag gegen die Toleranz

Wahrscheinlich wird der Afghane Abdul Rahman, der das Verbrechen beging, Christ zu werden, nicht hingerichtet, sondern bloß für verrückt erklärt. Falls er doch die Todesstrafe bekommt, wird er wohl begnadigt.

So die als beruhigend gedachten Hinweise, die die Kabuler Regierung in die europäische Empörung hineingibt, verbunden mit Kritik an derselben. Man findet die Debatte überzogen. Die fundamentalistische Anklage gegen Rahman belastet das Verhältnis zwischen Christen und Moslems in aller Welt ein weiteres Mal schwer. Viele im Westen haben im Streit um die Mohammed-Karikaturen zu Recht Toleranz angemahnt. Zu Gunsten des Islam. Wenn dort aber der freie Glaube das Leben kosten kann, dann geht es um viel mehr als nur um bedrucktes Papier. Der Prozess ist ein Schlag gegen die Vernunft im Verhältnis der Religionen. Er darf aber nicht zum Rückschlag werden. Die Forderung, jetzt die deutschen Truppen abzuziehen, ist emotional verständlich, aber falsch. In Afghanistan kann es zum ersten Mal gelingen, ein ehemals islamistisches Land an Mindeststandards von Demokratie und Menschenrechten heranzuführen. Dass der Weg dahin noch lang ist, zeigt sich auch an der Reaktion der Kabuler Regierung. Von ihr hatte man das Trugbild, sie sei schon weiter. Aber dieser Weg muss gegangen werden, weil es andere nicht gibt. nachrichten.red@volksfreund.de

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