Schlampig saniert?

Wenn ein Polizeipräsident eingesteht, dass er "ratlos" ist, muss wirklich etwas gebacken sein. Manfred Bitter hat dieses Eingeständnis in einem Brief an alle 300 Mitarbeiter in dem offenbar erneut schwer belasteten alten Trierer Polizeipräsidium gemacht.

So offen, wie Bitter dies getan hat, legt ein Behördenleiter selten seine Karten auf den Tisch. Zumal, wenn sie schlecht sind. Der unverblümte Brief des Präsidenten kann einem Angst machen, und er beruhigt zugleich. Tenor: Es wird alles getan, um die Ursache der Massenerkrankungen im alten Präsidium zu lokalisieren. Führt die Ursachenforschung zu keinem Ergebnis, wird das Gebäude geräumt. Sind dies keine leeren Versprechungen, wovon nicht auszugehen ist, kommt Bitter seiner Fürsorgepflicht für die Mitarbeiter voll und ganz nach. In Trier ein neues Gebäude für 300 Beschäftigte zu finden, dürfte kein Problem sein: Das alte Arbeitsamt in der Schöndorfer Straße steht leer, das ehemalige Bahngebäude in der Christophstraße sucht Mieter, und diverse Bundeswehrliegenschaften werden in absehbarer Zeit geräumt. Dem alten Polizeipräsidium wird niemand eine Träne nachweinen, wenn es abgerissen wird. Erhaltenswert ist der Zweckbau neben den antiken Kaiserthermen jedenfalls nicht. Peinlich an der ganzen Angelegenheit ist nur, dass Triers höchstes Bürogebäude bis vor kurzem mit Millionenaufwand von giftigen Baustoffen vergangener Jahrzehnte befreit wurde, um jetzt vor dem gleichen Dilemma zu stehen wie Mitte der 90er Jahre. Stellt sich die Frage, ob bei den jahrelangen Sanierungsarbeiten womöglich etwas mächtig in die Hose gegangen ist. Zumindest der Verdacht liegt nahe. r.seydewitz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort