Schlechtes Vorbild

Mal wieder preschte ein dummdreister Junger Wilder vor und faselte irgendwas von Generationengerechtigkeit. Und bekommt dafür zu Recht ordentlich eins auf die Mütze, bis er endlich einsieht, welchen Unsinn er verzapft hat und geht.

Nach Junge-Unions-Chef Missfelder, der 85-jährigen keine neuen Hüftgelenke mehr bezahlen wollte - früher seien die Alten auch an Krücken gehumpelt - , hat sich mit dem Jungliberalen Dittrich wieder ein profilsüchtiger Nachwuchspolitiker zu Wort gemeldet und geglaubt für seine Generation reden zu müssen. Wäre die bereits vor vier Tagen verschickte Pressemitteilung nicht schlagzeilenträchtig von "Bild" aufgegriffen worden, hätte sie wahrscheinlich kaum einer registriert. In den meisten Redaktionen dürfte sie dort gelandet sein, wo sie hingehört: in den Papierkorb. Es ist zweifelsohne richtig und wichtig, über die Generationengerechtigkeit zu streiten. Das Thema muss immer wieder aufs Tablett kommen. Aber bitte nicht durch polemische Ausrutscher á la Dittrich: "Auch die heutigen Rentner müssen einen Teil ihrer Kohle rausrücken." Den heutigen Rentnern geht es in der Tat relativ gut. Warum auch nicht? Statt Sozialneid zu schüren, sollten die Jungen Wilden lieber ihrer Generation klar machen, dass nicht die Alten von heute das Problem sind, sondern sie selbst: Wenn sie nicht verzichten und vorsorgen, geht es ihnen im Alter ziemlich schlecht. Dafür können aber die Alten von heute nichts. Mit seiner Äußerung zeigt Dittrich aber auch, wes Geistes Kind er ist. Parteichef Westerwelle ist Ziehvater dieses Wichtigtuers. Er selbst hat vor noch nicht allzu langer Zeit ebenfalls durch Krakeelen, dumme Sprüche und Guidomobil aus der FDP eine Spaßpartei gemacht, über die alle geredet haben, die aber seitdem niemand mehr ernst nimmt. Wen wundert es also, wenn der Nachwuchs sich den Papa zum Vorbild nimmt. Nur dummerweise ist es gehörig daneben gegangen. Der Sprössling musste den politischen Löffel abgeben, während der Vater immer noch herum rührt. b.wientjes@volksfreund.de

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