"Schluss mit den Eitelkeiten"

KIEL. Nach Ansicht des CDU-Spitzenkandidaten in Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen, darf die Union nicht länger den Eindruck hinterlassen, es gehe ihr mehr um Personen als um Themen. Auch die Schwesterpartei CSU müsse sich endlich loyaler verhalten, fordert Carstensen im Gespräch mit dem TV .

Herr Carstensen, Sie sind nicht zu beneiden. Der bundespolitische Gegenwind bläst Ihnen ordentlich ins Gesicht. Wo liegen die Ursachen? Carstensen: So ist es nicht. Ich kriege viel Rückenwind. Die Klausurtagung in Kiel war zum Beispiel sehr hilfreich. Natürlich weiß ich aber auch, dass manche Diskussion der letzten Tage überflüssig gewesen ist. Wir müssen daher wieder begreifen, dass die Menschen über ihre Probleme reden wollen und nicht über die Eitelkeiten von irgendwelchen Personen. Trotzdem: Die CSU hat vor der Klausur in Kreuth der CDU-Vorsitzenden Merkel mangelnde Teamfähigkeit vorgeworfen… Carstensen: …was Quatsch ist. Angela Merkel ist eine teamfähige Frau, die Ideen aufgeschlossen gegenüber steht. Sie ist jemand, der viel nachdenkt und nicht immer gleich mit den Entscheidungen vorprescht. Wir sind in einer schwierigen Situation. Und da muss man auch mal länger nachdenken. Wie bewerten Sie denn die Attacke aus Bayern auf die CDU-Chefin? Carstensen: Der Geist von Kreuth bringt den Beteiligten manchmal eine etwas lockere Zunge. Es kann nicht angehen, dass wir loyal und solidarisch den Mund halten, wenn in Bayern gewählt wird. Aber wenn woanders Wahlen sind, herrscht keine Disziplin. Die Urnengänge in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen sind überaus wichtig. Deswegen brauchen wir von allen, die das Wort Union im Parteinamen tragen, Unterstützung. Welche Verantwortung trägt die Vorsitzende für die derzeit schwierige Situation der Union, von der Sie sprechen? Carstensen: Ich habe keine Veranlassung, über Schuldzuweisungen zu reden. Die momentane Lage der Union kann man auch nicht bei einer Person abladen. Angela Merkel hatte schwierige Personalentscheidungen zu treffen, die ihr von außen aufgedrängt wurden. Und sie hat sie gemanagt. Die Vorsitzende ist in der Lage gewesen, Alternativen in der Steuer- und Gesundheitspolitik herzustellen, und das mit der CSU. Insofern sollte man sich in vielen Dingen bei ihr bedanken. Die Demoskopen haben der Union aber ein miserables Zeugnis ausgestellt, allein was die Themen angeht, auf die Ihre Partei gesetzt hat. Müssen Sie nicht um einen möglichen Erfolg bei der Wahl in Ihrem Land fürchten? Carstensen: Nein. Ich spüre in Schleswig-Holstein den Willen zum Wechsel. Bundesweit gibt es aber keinen Wechselwillen, sagen Meinungsforscher. Wie kann ihre Partei wieder aus dem Schlamassel herauskommen? Carstensen: Wir sollten nicht nur auf die Demoskopen hören. Wenn über Steuerpolitik oder Gesundheitspolitik gesprochen wird, sind das schwierige Themen, weil es um Veränderungen und Konfrontationen geht. Wir dürfen den Bürgern nicht nur nach dem Mund reden. Und es darf nicht länger der Eindruck entstehen, dass es der Union mehr um Personen als um Themen geht. Mit Peter Harry Carstensen sprach TV-Korrespondent Hagen Strauß.

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