Schön(geredet)e Ziele

Die Wirtschaft lobt sich für den Ausbildungspakt. Und die Bundesregierung lobt kräftig mit. Auf den ersten Blick sind die Zahlen ja auch beeindruckend: Statt 30 000 neuer Lehrlingsstellen pro Jahr sollen künftig doppelt so viele bei den Betrieben eingeworben werden.

Auch die Einstiegspraktika für schwer vermittelbare Jugendliche steigen um nahezu 100 Prozent. Kein Wunder, dass gleich drei Kabinettsmitglieder den Weg zur feierlichen Unterzeichnung der Vereinbarung fanden und mit den Verbände-Funktionären um die Wette strahlten. Nur ist eben nicht alles Gold, was so wunderbar glänzt. Zieht man allein die Ausbildungsbilanz des Vorjahres in Betracht, dann bleiben die neuen Ziele sogar deutlich hinter dem Erreichten zurück. Warum die Wirtschaft so wenig ambitioniert ans Werk geht, mag sich nicht recht erschließen. Zumal der Aufschwung nach allen Prognosen von längerer Dauer sein wird. Zur Wahrheit gehört auch, dass trotz des gestiegenen Angebots noch immer rund 150 000 Bewerber zum Teil schon seit Jahren in der Warteschleife hängen. Mit genügend Lehrstellenangeboten allein ist es hier allerdings nicht getan. Viele Jugendliche haben einen schlechten oder gar keinen Schulabschluss. Die Folge sind eklatante Bildungslücken. An dieser Stelle bieten sich auch ausbildungsbegleitende Hilfen an, die in der Praxis bislang keine große Rolle spielen, weil die Arbeitsagenturen damit offenbar wenig im Sinn haben. Nur wenn die Lehrstellenziele ehrgeiziger ausfallen und von einer staatlichen Bildungsoffensive begleitet werden, kann für den Ausbildungsmarkt Entwarnung gegeben werden. nachrichten.red@volksfreund.de

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