Kommentar Schuld und Unschuld

Herbert Jullien, über die Sparkassen-Affäre ins Zwielicht geratener CDU-Politiker, kann aufatmen: Nach mehrwöchiger Prüfung sieht die Koblenzer Staatsanwaltschaft keinen Anlass, ein Ermittlungsverfahren gegen den prominenten Christdemokraten einzuleiten. Das darf Landesschatzmeister Jullien freuen, hat er doch von Beginn an seine Unschuld beteuert. Doch die Affäre um die erst ins Schlingern geratene und schließlich fusionierte Bank ist damit noch nicht beendet. Zu viele Fragen über die Hintergründe des Millionendebakels und die Beinahe-Pleite der ehemaligen Kreissparkasse Cochem-Zell sind noch offen. Möglicherweise wird ein Teil davon durch das jetzt gegen Ex-Verantwortliche der Bank eingeleitete Ermittlungsverfahren beantwortet. Wahrscheinlich aber ist, dass die ganze Wahrheit über das kuriose Geschäftsgebaren der einst so vorbildlich wirtschaftenden Bank nie ans Licht kommen wird. Denn Ex-Vorstandschef Walter Krieger, der Mann, der Licht ins Dunkel bringen könnte, ist tot. Ihm (und seinem Vize; Anm.d.Red: Der Name des ehemaligen Vorstandsmitglieds wurde nachträglich entfernt. 2006 wurde das Verfahren gegen die Sparkassenentscheidungsträger vom Verfahren gegen Jullien abgetrennt und eingestellt.) nun die ganze Schuld für das Finanzmisere in die Schuhe zu schieben, wäre zu einfach. Gewiss war Krieger der starke Mann in der Bank. Wenn er aber tatsächlich schalten und wallten konnte, wie er wollte, müssen andere, die eigentlich gewählt waren, um den Vorstand zu kontrollieren, die Augen zugemacht haben. Das mag zwar rechtlich am Ende nicht zu beanstanden sein - eine moralische Mitschuld am Niedergang der Bank haben die Aufsichtsgremien aber in jedem Fall. r.seydewitz@volksfreund.de

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