Schwerer Imageschaden

RWE hat nichts hinzugelernt. Nachdem der Essener Energiekonzern im vergangenen Jahr bereits das Vertrauen seiner Kunden in der Region mit einem stundenlangen Mega-Blackout verspielt hat, zumal die Ursachen dafür noch immer nicht geklärt sind, ist das Image des Unternehmens nach dem Stromchaos im Münsterland vollends ruiniert.

Starker Schnee lässt Stahlmasten einfach wie Streichhölzer umknicken. Und das mit Ansage. Seit Jahren wissen die Verantwortlichen, dass ihr Netz veraltet und marode ist und jederzeit zusammenbrechen kann - und das überall. Das Stromchaos von Münster kann sich jederzeit wiederholen. Die brüchigen Masten hätten längst ausgetauscht werden müssen. Sehenden Auges ist man in die Katastrophe geschlittert. Unverantwortlich. Und die Reaktionen nach dem tagelangen Chaos waren die gleichen wie nach dem Stromausfall in der Region: Die Verantwortung wird erst mal auf andere geschoben, Ursachenforschung wird nur widerwillig betrieben, möglichst viel soll unter der Decke gehalten werden. Statt die jährlichen Gewinne in die Sicherheit der Stromversorgung zu stecken, fließt das Geld in die weltweite Expansion. Die Kunden bezahlen den gefährlichen Expansionskurs, bekommen dafür eine Stromversorgung, die jederzeit zusammenbrechen kann und müssen dafür Jahr für Jahr immer mehr bezahlen. Und statt sich ehrlich bei den gefrusteten Kunden zu entschuldigen, zuckt man bei dem Energieriesen nur mit den Schultern: Mit einem solchen Chaos habe man nicht gerechnet. Gleichzeitig kündigt man unverfroren die nächste Preiserhöhung an. So verprellt man seine Kunden. Die Liberalisierung des Strommarktes vor sieben Jahren hat den Verbrauchern wenig gebracht. Die Preise sind stetig nach oben gegangen, die Konzerne entziehen sich weitgehend jeglicher Kontrolle und investieren noch weniger in ihre Netze als vorher. Die neue Bundesregierung muss die Energiekonzerne dazu zwingen, die Sicherheit der Stromversorgung zu garantieren. Nochmal kann sich Deutschland ein solches Stromchaos nicht leisten. b.wientjes@volksfreund.de

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