Sekt statt Selters

Eines muss man den Trierer Kirchenmännern lassen: Gewitzt sind sie. Wenn schon Grausamkeiten zu verkünden sind, wie dies am Donnerstag bei der Spar-Konferenz des Bistums der Fall sein wird, dann doch bitteschön nicht in Anwesenheit von Deutschlands Vorzeige-Bischof.

Reinhard Marx feiert statt dessen nebenan einen Gottesdienst, pflanzt anschließend Blümchen auf dem Gartenschaugelände und stößt mit anderen wichtigen Leuten auf ein gutes Gelingen an: Sekt statt Selters. Die Rolle des kirchlichen Bösewichts muss in den nächsten Tagen einmal mehr Generalvikar Werner Rössel übernehmen, des Bischofs Mann fürs Grobe. Marx darf sich sonnen, Rössel muss den Buckel hinhalten - das ist Arbeitsteilung bei "Kirchens". Rössel wird am Donnerstag eine weitere undankbare Aufgabe haben. Er muss erklären, warum Marx - statt im Generalvikariat - lieber auf der Gartenschau seine Runden dreht. Und er wird sagen, dass das Sparprogramm doch nur ein Konzept und noch kein unabänderlicher Beschluss sei. Das entspricht auch der Wahrheit. Die Strategie aber, die dahinter steckt, ist klar: Ein paar Wochen dürfen sich Kirchen-Mitarbeiter, -Gremien und Öffentlichkeit über die Beschlüsse noch die Köpfe heiß reden. Dann bekommen die lautstärksten Kritiker ein paar Mini-Törtchen aus dem großen Spar-Kuchen zum Fraß vorgeworfen und dürfen dies als Erfolg feiern. Letztlich wird das nur minimal entschärfte Konzept vom Bischof abgesegnet und auch umgesetzt werden. Eines muss man den Kirchenmännern eben lassen: Gewitzt sind sie. r.seydewitz@volksfreund.de

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