Selbst gewählte Abhängigkeit

Nach dem Unglück von Tschernobyl war die Welt in Angst aufgrund der Gefahren, die von der Atomenergie ausgehen. Weltweit wurden Spezialisten gesucht, die die Kraftwerke sicherer machen sollten. Die meisten dieser Spezialisten kommen aus dem Land, das bald seine Atomkraftwerke abschalten will - Deutschland.

Überall ist man äußerst verwundert, dass ausgerechnet in dem Land, das weltweit als Synonym für sichere Atomenergie gilt, auf diese Quelle - und damit auch auf die nationale Unabhängigkeit von internationalen Konzernen und vom politischen Machtmittel Energie - verzichtet werden soll. Wahrlich gibt es Fragen, die zu klären sind - vor allem die Zwischen- und Endlagerung des radioaktiven Materials, das natürlich auch niemand vor seiner Haustür sehen will. Aber im Generellen sollten die Probleme, die Gas- und Öllieferungen aus Russland derzeit mit sich bringen, zumindest dazu führen, das Thema Atomausstieg noch einmal zu überdenken. Denn alternative Energiequellen haben sich bislang nicht durchsetzen können. Windkraft ist mit technischen Problemen behaftet und bei der Bevölkerung nicht besonders beliebt. Für Wasserkraft fehlen die nötigen Wasserfälle, und auf Solarstrom haben auch die wenigsten Haushalte umgerüstet. Das Problem muss aber kurz- bis mittelfristig gelöst werden - denn selbst wenn Russland wieder ein verlässlicher Lieferant sein wird, irgendwann ist auch alles Gas und Öl aus Sibirien aufgebraucht. Da aber niemand auf eine gut geheizte Wohnung oder warmes Wasser verzichten will, muss ein Kompromiss her - und in diesem wird man am Atomstrom nicht vorbeikommen. b.pazen@volksfreund.de

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