Selbst verschuldeter K.o.

So einen Abgang hat die (ehemalige) DGB-Vizechefin Ursula Engelen-Kefer nicht verdient. In einer Kampfabstimmung unterlag die Gewerkschaftsfunktionärin mit dem roten Parteibuch gestern ihrer christdemokratischen Herausforderin Ingrid Sehrbrock.

Ein wenig ruhmreicher Abgang einer nimmermüden und unüberhörbaren Streiterin für Arbeitnehmerinter-essen und sozialen Ausgleich. Aber: Engelen-Kefer hat ihn her-aufbeschworen; die Abstimmungsschlappe - ein selbst verschuldeter K.o. Die fast 63-jährige "Quengelen-Keifer", wie Ex-Kanzler Gerhard Schröder die streitlustige und wortgewaltige DGB-Frau wenig freundlich nannte, wollte nicht wahrhaben, dass ihre Zeit an der Gewerkschaftsspitze abgelaufen ist. Dabei waren die Signale, die die Bosse der acht Einzelgewerkschaften im Vorfeld des DGB-Bundeskongresses gesandt hatten, eindeutig: Sehrbrock statt Engelen-Kefer. Nur bekam die Amtsinhaberin dies offenbar nicht mit. Und kandidierte für weitere vier Jahre an der DGB-Spitze. Hätten die meisten Delegierten-Daumen nicht nach unten gezeigt, wäre Engelen-Kefer am Ende der Legislaturperiode insgesamt 20 Jahre im Amt - länger als Helmut Kohl im Kanzleramt saß. Und sie wäre mit dann 67 in einem Alter, in dem Arbeitnehmer künftig in Rente gehen sollen. Das zumindest will die Politik, während die Gewerkschaften strikt dagegen sind. Schon aus Gründen der eigenen Glaubwürdigkeit musste Engelen-Kefer also den Stuhl räumen. Schade nur, dass sie es nicht freiwillig getan hat. r.seydewitz@volksfreund.de

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