Sieg der Vernunft

Selten hat eine Ratssitzung in Trier so viel Interesse geweckt wie die am gestrigen Abend. Kein Wunder, wenn eine Kommune offenbar bereit ist, trotz leerer Kassen auf elf Millionen Euro zu verzichten. Genau um diese Summe ging es nämlich, und nicht um die grundsätzliche Frage, ob Steuer-Erhöhungen derzeit in die politische Landschaft passen oder nicht. Für die Vergabe von Bedarfszuweisungen an Kommunen gelten Regeln. Wer das Geld haben will, muss sich daran halten. Genau wie Otto Normalbürger, wenn er Arbeitslosengeld beantragt. Deshalb war die Argumentation von CDU und UBM gegen höhere Steuern zwar nicht falsch, aber zur falschen Zeit geführt. Wer unbewaffnet in den Ring tritt gegen einen Gegner wie Mainz, der schwere Geschütze auffährt, muss sich nicht wundern, wenn er am Ende ausgezählt im Staub liegt. Dass es nicht dazu gekommen ist, darf als Sieg der Vernunft gewertet werden. CDU und UBM haben zwar in diesem Poker mit einer seltsamen Abstimmungsmethode das Spiel entschieden, doch das ist zweitrangig. Im Interesse der Stadt Trier, die nie und nimmer auf die elf Millionen Euro hätte verzichten können, zählt das Ergebnis. Fragen müssen sich CDU-Fraktionschef Christoph Böhr, UBM-Chef Manfred Maximini und Oberbürgermeister Helmut Schröer allerdings, wie es soweit kommen konnte. Der ganze Trubel wäre vermeidbar gewesen, wenn sich die Herren auf das Kernproblem konzentriert hätten. Und das lautet, dass die Stadt Trier pleite ist und jeden Cent braucht. Keiner will Steuererhöhungen, keiner mag Erpressungen, keiner erträgt Eingriffe in seinen ureigenen Bereich. Doch das hätten die städtischen Protagonisten gegenüber dem Land auch hinter den Kulissen deutlich machen können, wo es vermutlich viel wirkungsvoller gewesen wäre. Für Diplomatie und strategisches Geschick hat das Trierer Trio nur eine Note verdient: ungenügend. f.giarra@volksfreund.de

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