Sieg über die Quote

Es gibt gute Gründe, Stefan Raab zu hassen. Weil er oft geschmacklos ist, derb, manchmal primitiv. Ein Breitmaul-Zyniker mit Metzgerfrisur, der für eine gute Quote wohl auch seine Mutter verscherbeln würde.

Raab ist aber auch genial. Das beweisen Idee und Umsetzung des "Bundesvision Songcontests": 16 Bands vertraten die Bundesländer, alle Gruppen mussten zumindest teilweise deutsch singen. Und am Ende gab es per Live-Schalte die Ergebnisse der Länder - das klingt stark nach Eurovision-Songcontest, hatte aber einen entscheidenden Vorteil: Man musste nicht erst einschalten,nachdem alle Interpreten aufgetreten sind. Die Qualität der Bands war fast durchweg hoch, die Show in der Oberhausener Arena zudem professionell aufgezogen. Gruppen wie Klee, Slut & Co. werden heute einige Platten mehr verkaufen als sonst. Während alternde Rockbeamte peinliche Diskussionen um eine Radio-Quote für deutschsprachige Musik führen, bringt Raab damit die Antwort auf den Schirm: Deutsch ist ohnehin angesagt, egal ob nun gerappt (Samy Deluxe, Sido) oder - wie von der hessischen Siegerband Juli - gesungen. Wer da noch eine deutsche Quote will, kann ja auf Bundesliga-Spiele setzen. Für eine Neuauflage im neuen Jahr spricht auch der noch eher zart ausgeprägte "Landes-Patriotismus": Rheinland-Pfalz - besser optisch als akustisch durch Ex-"No-Angel" Sandy vertreten - landete ohne Gnaden-Punkt aus anderen Bundesländern auf dem letzten Platz. Selbst das kleine Saarland war um Klassen besser. Da ist noch eine Rechnung offen! a.feichtner@volksfreund.de

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