Sinnlos und gefährlich

Wer am Bildschirm auf virtuelle Gegnerscharen schießt, der ballert möglicherweise auch in der Realität irgendwann um sich - dieses Argument aus Kreisen konservativer Politiker ist weder neu noch wissenschaftlich erwiesen.

Trotzdem taucht es immer wieder auf, dieses Mal sogar im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD. Killerspiele sollen verboten werden, steht dort zu lesen. Dieser Punkt ist typisch für politische Aktionen, die wegen ihrer Inkonsequenz und fachlichen Inkompetenz für jede Menge Empörung und Verdruss sorgen. Wenn die Union Killerspiele tatsächlich verbieten will, dann soll sie bitte genau definieren, was ein Killerspiel ist. Dann soll sie darlegen, vor welchem rechtlichen Hintergrund man die Spiele-Industrie mit einem derartigen Herstellungsverbot belasten könnte. Anschließend möge sie bitte die Verantwortung für die gravierenden wirtschaftlichen Konsequenzen übernehmen. Wenn man in Unionskreisen den Eltern in Deutschland die notwendige Medienkompetenz, zu Hause einen funktionierenden Jugendschutz zu unterstützen, nicht zutraut, dann muss man schlüssige Konzepte präsentieren, wie Eltern ihrer Erziehungspflicht und Lehrer ihrer Bildungsverantwortung besser nachkommen können. Die Lösung derart schwieriger Probleme ist natürlich mühsamer als ein inhaltlich simples Herstellungsverbot. Computerspiele sind ein noch junges Medium, an dessen Darstellungsformen sich viele Menschen noch nicht gewöhnt haben. Gerade deshalb sind derart sinnlose Verbotsforderungen so gefährlich. Sie belegen eine boomende Industrie mit einem Negativ-Image, das sie absolut nicht verdient hat. j.pistorius@volksfreund.de

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