Sinnloses Säbelrasseln

Ein Freund, dem man nicht trauen kann - so in etwa lässt sich das Verhältnis zwischen der US-Regierung und dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf charakterisieren, dem das Weiße Haus seit den Terrorattacken des 11. September 2001 vor allem aus einem Grund mit Milliarden-Zahlungen und guten Worten unter die Arme greift: Man hofft, dass Musharraf dem Westen bei der Jagd nach Osama bin Laden & Co. behilflich ist und gleichzeitig radikale Islamisten in Pakistan in Schach hält.

Dass Musharraf allerdings seit Amtsübernahme in einer Art Dauerzustand um sein politisches wie auch persönliches Überleben fürchten muss, macht das Ganze jedoch zu einem delikaten Drahtseilakt. Die öffentliche Drohung der US-Antiterrorbeauftragten Frances Townsend gegenüber Pakistan, bei mangelndem Einsatz gegenüber Extremisten in der Grenzregion zu Afghanistan künftig notfalls auch ohne Billigung aus Islamabad dort militärisch vor Ort aktiv werden zu wollen, ist deshalb ein schwerer politischer Fehler.Warum? Er dürfte unter den religiösen Hardlinern in Pakistan den Eindruck verstärken, dass Musharraf nur eine Marionette Washingtons ist. Zwar hatte dieser im Jahr 2006 ein umstrittenes Friedensabkommen mit Stammeshäuptlingen in der Wasiristan-Region geschlossen, das El Kaida dort faktisch einen "sicheren Hafen" öffnete, weil das pakistanische Militär dort keinerlei Aktionen mehr unternahm. Doch Unmut über diese Entwicklung und Drohungen mit militärischer Eigeninitiative hätten besser über vertrauliche diplomatische Kanäle vorgetragen werden sollen. So schwächt Washington mit amateurhaftem Säbelrasseln einen Verbündeten, dem im eigenen Land gegenwärtig nach dem blutigen Sturm einer Moschee in Islamabad bereits genug Gegenwind ins Gesicht bläst.

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