Skrupellos

Die Versuchung ist groß: Nach zahllosen erfolglosen Diäten endlich das Wundermittel, und schon purzeln die Pfunde - koste es was es wolle, egal was drin ist. Wie verzweifelt müssen manche Übergewichtige sein, dass sie den Versprechungen der dubiosen Händler kritiklos glauben und tief in die Tasche greifen, um sich die Pillen über undurchschaubare Wege zu besorgen?

Das Internet macht es möglich. Immer mehr Anbieter von angeblich ganz natürlichen Wundermitteln tummeln sich im Netz, anonym und nicht zu fassen. Und der Handel boomt. Über Mund-zu-Mund-Propaganda wird für die Pillen geworben, in Internet-Foren wird von unglaublichen Gewichtsreduzierungen berichtet, und schon brummt der Laden. Damit Kritiker ruhiggestellt werden, wird irgendein gefälschtes Zertifikat vom Tüv auf die Seite gestellt, schon hat nach außen hin alles seine Ordnung. Dass es den Anbietern der Wunderkapseln nicht um das Wohl ihrer Kunden geht, dass es ihnen egal ist, was in den Pillen drin ist, das will kaum einer der Kunden wissen. Sie werden Opfer von skrupellosen Kriminellen, die die Gesundheit von Menschen aufs Spiel setzen, um schnell viel Geld zu verdienen. Doch in den wenigsten Fällen dürften die Ermittler tatsächlich an sie heran kommen. Unbemerkt tauchen sie im Internet unter, wechseln ihre Identität, ihre Adresse und machen unter neuem Namen und mit einem angeblich neuen Produkt munter weiter. Unverantwortlich auch die zahllosen privaten Anbieter, die in Internet-Auktionen ihr Geld mit den Pillen machen. Kaum einem von ihnen dürfte bewusst sein, dass er sich genauso strafbar macht, wie die großen Händler: Die Fett-Weg-Kapseln sind gefährlich und dürfen nicht verkauft werden. Doch wo kein Kläger, da kein Richter. Solange es genug Dumme gibt, die den Pillendrehern glauben und alle Warnungen in den Wind schreiben, wird das Geschäft auch weitergehen. b.wientjes@volksfreund.de

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