So wird das nichts

Wissen, aus dem hochwertige Produkte entstehen, ist unsere einzige Wohlstandsbasis. Massenproduktion können längst auch andere, und vom gegenseitigen Haareschneiden werden wir auch als Dienstleistungsgesellschaft nicht satt.

Viele Studien, Pisa und jetzt der OECD-Bericht, haben die Mängel unseres Bildungssystems genau beschrieben. Es gleicht einer maroden Wasserleitung. Es versickert zu viel. Wir lassen zu viel ungenutzt. Viele Nebenrohre und Abzweigungen sind verstopft, die Durchlässigkeit ist gering. Am Ende kommt zu wenig heraus. Nur 20 Prozent Hoch- und Fachhochschulabsolventen bedeuten mittelfristig den Verlust der Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft. Was am wenigsten hilft, sind ideologische Grabenkämpfe. Die toben um das dreigliedrige Schulsystem und die Einheitsschule. Doch sind die Begriffe völlig egal. Es muss darum gehen, dass wir kein einziges Kind unterwegs verlieren. Warum redet man seit Jahren über die frühkindliche Sprachförderung, warum macht man sie nicht? Warum müssen Eltern selbst für Nachhilfeunterricht sorgen, warum nicht die Schule? Warum bedeutet die Entscheidung für oder gegen den Besuch einer höheren Schule in der vierten Klasse für die einen Karriere, für die anderen ein Arbeitsleben an der Kasse? Die leistungsorientierten Schichten wollen die frühzeitige Trennung. Und man kann sie sogar verstehen. Weil eine Einheitsschule hier zu Lande nicht wäre wie in Finnland, wo alle zusammen bis zur neunten Klasse betreut werden, aber jedes Kind individuell. Wer nicht die Ausgaben drastisch erhöht, und wer an dem starren, beamtischen Schul- und Besoldungssystem festhält, der braucht über Reformen gar nicht erst zu reden. Unsere Hochschulen wurden zu lange als Elfenbeinturm der Wissenschaft gehegt. 25 Prozent Studienabbrecher sind nichts als eine gigantische Verschwendung. Nun drängen abiturstarke Jahrgänge an die Universitäten. Was machen die Länder mit dieser plötzlich sprudelnden Quelle? Sie würgen sie mit Numerus Clausus und Studiengebühren ab. Die Vorbereitung auf den um 500 000 Studienplätze ansteigenden Bedarf ist nicht einmal in Ansätzen erkennbar. Zumindest nicht in den Finanzplänen. Die Bildungspolitik sei doch bereits eine Großbaustelle, verkünden die Politiker. Ja, es tut sich viel. Aber auch schnell genug? Auch richtig? Es ist eine Baustelle, auf der 16 Länder-Klempner in 16 Zimmern vor sich hinwerkeln, auf der ein Masterplan fehlt, auf der die Arbeitstempi höchst unterschiedlich sind, und in die nicht genug Geld investiert wird. So kann das nichts werden mit der neuen Wasserleitung. nachrichten.red@volksfreund.de

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