Sommermärchen im Winter

Die Zahlen waren erschreckend. Bei mehreren Erhebungen Mitte Januar kurz vor dem ersten Anpfiff gaben durchschnittlich zwei Drittel der Befragten an, nicht zu wissen, dass in Deutschland die Handball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird.

Werte, die offenbar im Widerspruch standen zu den Meldungen über die bereits abgesetzten Eintrittskarten zu diesem Zeitpunkt. "Fast alles ausverkauft", berichteten die Veranstalter. Doch verwundern durften die Trends nicht. Bis zur WM war lediglich der harte Kern interessiert an den Titelkämpfen im eigenen Land, der wiederum aber sehr. Inzwischen hat sich das geändert. 6,47 Millionen Zuschauer verfolgten am Samstagnachmittag den glanzvollen 29:26-Erfolg Deutschlands gegen Frankreich im ZDF. Macht einen phänomenalen Marktanteil von 31,4 Prozent. Und nicht nur das: Bei der Handball-WM gibt es ähnlich wie bei der Fußball-WM gut besuchte Public-Viewing-Angebote - und der ein oder andere Autofahrer hat gar sein Deutschland-Fähnchen für die Seitenscheiben seines Autos wieder aus der Mottenkiste hervorgekramt. Bundestrainer Heiner Brand und seine Jungs sorgen mit sympathischen Auftritten auf und neben dem Feld für Euphorie. Vor der WM sah das noch anders aus. Ähnlich wie Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann bei den Fußballern musste sich Brand massive Kritik gefallen lassen wegen seiner Nibelungentreue zu Stammspielern, die im Formtief waren. Alles vergessen. Schon jetzt macht die Handball-WM eins deutlich: Die Deutschen können sich auch für andere Sportarten als Fußball begeistern. Das Sommermärchen von Klinsmann & Co. findet im Winter abgewandelt seine Fortsetzung. m.blahak@volksfreund.de

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