Sozialverträglicher Abgang

Das kann man wohl Ironie des Schicksals nennen: Mit seinem Abgang hat Jürgen Schrempp der Daimler-Aktie einen ungeahnten Höhenflug beschert und dem Dax den Höchststand seit drei Jahren.

Das kann man wohl Ironie des Schicksals nennen: Mit seinem Abgang hat Jürgen Schrempp der Daimler-Aktie einen ungeahnten Höhenflug beschert und dem Dax den Höchststand seit drei Jahren. Normalerweise muss man hierzulande für ein solches Kursfeuerwerk schon mindestens die Entlassung von 20 000 Mitarbeitern ankündigen - diesmal genügte ein Freiwilliger. Andere Groß-Unternehmen sollten diese Alternative dringend prüfen - eine solche Variante befriedigt die Shareholder und ist trotzdem ausgesprochen sozialverträglich.Ob die Ära Schrempp freilich als derart finster in die Annalen eingehen wird, wie die Jubelschreie der Klein-Aktionäre vermuten lassen könnten, ist noch nicht ausgemacht. Klar: Da waren Anfälle von globaler Großmannssucht und mächtige Flops. Und "Rambo" Schrempp reihte sich nahtlos in die Generation der Top-Manager ein, die - anders als die Herrhausens, Goeudeverts oder Reuters - nicht den Eindruck machen, sie könnten an etwas anderes denken als an Kurse und Gewinne.

Aber unterm Strich machte der Manager aus einem wankenden Riesen einen ökonomisch stabilen Konzern. Und er blieb dabei für seine Mitarbeiter in Deutschland eine berechenbare Größe, ohne Kahlschläge und Grausamkeiten. Die vollzog sein jetziger Nachfolger Dieter Zetsche in Detroit. Wenn die Börse jetzt seine Berufung bejubelt, muss das für die Belegschaft am Standort Deutschland nicht unbedingt ein beruhigendes Zeichen sein.

Dass Jürgen Schrempp ohne die branchenüblichen Wohltaten wie Abfindung, Beratervertrag oder Aufsichtsrats-Ruhesitz geht, ehrt ihn. Aber er wird es verkraften, ohne Gefahr zu laufen, sich in der Hartz IV-Schlange bei der Arbeitsagentur anstellen zu müssen.

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