Späte Vernunft

Da mag man in der Union noch so sehr zetern, der Einheitsbeitrag für den Zahnersatz ist eine Totgeburt. Experten hatten schon im vergangenen Jahr vor bürokratischen Hürden, aber auch vor einer sozialen Schieflage gewarnt.

Denn anders als die Kopfpauschale, die die Union der rot-grünen Bürgerversicherung entgegensetzt, war beim einkommensunabhängigen Obolus für Kronen und Brücken kein Solidarausgleich zugunsten unterer Einkommensschichten vorgesehen. Im Gedächtnis bleibt jedenfalls wieder einmal politische Unfähigkeit haften. Die Stümperei hat freilich nicht nur eine CDU zu verantworten, die sich von einer unausgegorenen Idee ihrer Vorsitzenden blenden ließ. Auch die Regierung opferte ihre politische Glaubwürdigkeit einem windigen Kompromiss. Trotzdem ist es immer noch besser, jetzt die Reißlinie zu ziehen, als sehenden Auges ins Chaos zu marschieren. Am Anfang der Überlegungen für die Extra-Police stand die Notwendigkeit einer Senkung der Lohnnebenkosten. Dieses Ziel lässt sich auch ohne eine Schmälerung des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen erreichen. Der Freistaat Sachsen macht schon seit Einführung der Pflegeversicherung vor, wie es geht. Der Pflegebeitrag wird dort voll vom Arbeitnehmer finanziert. Die Arbeitgeber sind außen vor. Genauso ließe sich mit dem Beitrag für Zahnersatz verfahren, wie es Rot-Grün jetzt offenbar will. Auf den Beschäftigten käme eine Mehrbelastung von etwa 0,2 Prozent zu. Das sind bei einem Monatsverdienst von 2000 Euro gerade einmal vier Euro. In diesem Falle erübrigt sich auch eine Extra-Versicherung, die die Verwaltungskosten der Kassen in neue Höhen treibt. Fragt sich nur, warum alle politisch Beteiligten nicht gleich darauf gekommen sind. nachrichten.red@volksfreund.de

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