Spiegelbild der Gesellschaft

Manager, Politiker, Fernsehmacher, Betriebsräte: Quer durch die Republik verdienen sich "Ehrenmänner" mit fragwürdigen Methoden eine goldene Nase. In allen bekannt gewordenen Fällen wie jüngst bei VW oder nun bei der Commerzbank leben die Betroffenen keinesfalls am Rande des Existenzminimums, sondern verdienen ohnehin gutes Geld.

Doch das reicht ihnen nicht. Die Gier siegt, die Moral bleibt auf der Strecke. Wer allen Ernstes glaubte, Vertreter der Arbeitnehmerschaft wären aufgrund ihrer Nähe zur hart arbeitenden Bevölkerung gegen Verlockungen gefeit, war reichlich naiv. Vor Jahren schon hat der Fall des ehemaligen IG-Metall-Chefs Karl-Heinz Steinkühler gezeigt, dass sich auch Gewerkschafter nur allzu gerne in Versuchung führen lassen und kräftig abzocken. Überraschen kann allenfalls die Dreistigkeit, mit der öffentlich für Arbeitnehmerrechte eingetreten wird, während hinter verschlossenen Türen Boni, Bordellbesuche, Luxusreisen oder Tantieme ausgehandelt werden. Die lahmende Wirtschaft in diesem Land könnte wahrlich bessere Botschaften gebrauchen als solche Negativschlagzeilen. Aber sie wird damit leben müssen, denn diese Auswüchse sind nichts anderes als ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Wer wäre nicht stolz und würde sich als pfiffig betrachten, wenn er jemandem ein Schnippchen geschlagen oder den Fiskus um ein paar Euro gebracht hat? Ein Vergleich mag angesichts der Summen, die Manager, Politiker, Fernsehmacher und Betriebsräte auf die Seite schaffen, nicht statthaft sein. Aber das Denken zählt. Und das ist leider bei den meisten Menschen auf den persönlichen Vorteil ausgerichtet. f.giarra@volksfreund.de

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