Spielball der Spekulanten

Borussia Dortmund steht kurz vor der Pleite. Eine bizarre Vorstellung angesichts des mit annähernd 80 000 Zuschauern ständig ausverkauften Westfalenstadions sowie gehöriger Sponsoren- und Fernseh-Einnahmen.

Wer sich den BVB-Kader ansieht, weiß aber, wohin das Geld fließt. Nun muss der frühere Arbeiterklub an den Finanzmärkten um Millionen betteln, um überleben zu können. Ein abschreckendes Beispiel für alle Fußball-Unternehmen, die mit einem Börsengang liebäugeln. Nicht nur wegen des Weihnachtsfests sollte man in den Chef-Etagen wieder einmal besinnlich in sich gehen und überdenken, ob nicht ein Weg "Zurück zu den Wurzeln" - nicht nur Unternehmens-strategisch, sondern auch Image-technisch - der richtigere wäre. Das dumme Argument, im internationalen Vergleich hinke man ohne Kapitalgesellschaften und höhere Fernseh-Gelder hinterher, zieht nicht mehr - dies beweisen die vielen "Kleinen", die die deutschen "Großen" aus dem Europapokal warfen. Geld schießt auch in Polen, Tschechien oder Belgien keine Tore. Der Weg an die Börse mag kurzfristig für Geld und Medienwirkung sorgen, langfristig - bei fehlendem sportlichen Erfolg oder einer internationalen Finanzkrise - bewegt man sich aber auf derart dünnem Eis, da man irgendwann den Überblick verliert, wem der Klub nun eigentlich gehört. Wenn irgendwelche undurchsichtigen Investment-Gesellschaften keine Lust mehr haben, den Fußball als Spielball ihrer Spekulationen zu nutzen, geht das Geheule los - und die richtige Krise. Denn dann merken Borussia & Co., dass sie vielleicht besser beim Personal gespart hätten, statt ihre Millionarios immer weiter - und sei es schlimmstenfalls mit Anleihen - zu füttern. b.pazen@volksfreund.de

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