Stagnation auf hohem Niveau

Die gute Nachricht vorneweg: Die Antikenfestspiele sind inzwischen so etabliert, dass nicht einmal ein mehrwöchiges Sauwetter es schafft, sie aus der Bahn zu werfen. Trotzdem: Zufrieden kann man mit der Saison 2004 nicht sein.

Wer gehofft hatte, die Festspiele würden auf der Basis der guten Zahlen von 2003 durchstarten und neue Publikumsschichten erschließen, sah sich getäuscht. Mit der Witterung hatte das wenig zu tun, die Auslastungsquoten waren ordentlich. Aber das Vorstellungs-Angebot hätte einen Zuwachs selbst bei komplett ausverkauften Abenden gar nicht ermöglicht. Intendant Lukas-Kindermann hat in seiner letzten Festspiel-Saison vor allem mit dem Hauptwerk "Antigonae" der künstlerischen Qualität deutlichen Vorrang vor der Publikumswirksamkeit gegeben. Das ist honorig, wirft aber die Frage auf, wie es mit den Festspielen weitergehen soll. Ist die (vorsichtig formuliert) Stagnation der Publikumsentwicklung bei höchstem künstlerischen Niveau die gewünschte Perspektive? Die intellektuelle Profilschärfe des Festivals könnte kaum größer sein, aber reichen auf Dauer 10 000 Besucher, von denen ein beachtlicher Teil auch noch "rübergeschobene" Theaterabonnenten sind? Der Stabwechsel Kindermann-Weber wäre der richtige Zeitpunkt, in der Stadt eine kulturpolitische Debatte über die Zukunft ihrer prestigeträchtigsten Veranstaltung zu führen. Es würde auch dem neuen Intendanten helfen, gäbe es seitens der Kulturpolitiker eine klare Ansage, wo man hin will. Mit dem gewohnten Aussitzen ist es nicht getan. d.lintz@volksfreund.de

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