Stoibers Kult-Status

WährendDeutschland zumindest im Privat-Fernsehen noch seinen Superstarsucht, hat die CSU ihren großen Helden längst gefunden. Der gutzweistündige Auftritt von Edmund Stoiber beim politischenAschermittwoch in Passau zeigte vor allem eines: Der CSU-Chefgenießt trotz (oder gerade wegen?) der gescheitertenKanzlerkandidatur beim harten Kern des eigenen Anhangs inzwischenechten Kult-Status, der zunehmend Strauß\\\\\\'sche Ausmaßeannimmt. Und der oft spröde wirkende Stoiber scheint dieses Spielmit den Emotionen der Fans inzwischen sogar zu genießen. Passau 2003 hat zudem gezeigt: Wer dem CSU-Chef weiter unterstellt, die Wahlniederlage gegen Gerhard Schröder noch immer nicht verdaut zu haben, ist falsch gewickelt: Natürlich ist Stoiber verärgert, weil er sich für den besseren Politiker mit den besseren Konzepten hält und in der Krise der Bundesregierung dafür Bestätigung zu finden glaubt. Doch von Verbitterung war in Passau keine Spur. Im Gegenteil: War Stoiber im Vorjahr der Druck deutlich anzumerken, als frisch gekürter Kanzlerkandidat ja nichts Falsches zu sagen, trat er diesmal so locker und gelöst auf wie wohl niemals zuvor.

Eine Mission - die Ablösung der rot-grünen Bundesregierung - hat Stoiber sich zweifelsohne noch vorgenommen. Doch offenbar hat er akzeptiert, dass dabei der Kanzlerzug für ihn persönlich wohl längst abgefahren ist. Beweisen - diesen Eindruck vermittelte er zumindest gestern - muss Edmund Stoiber nichts mehr, zumindest nicht sich selbst. Sein bundespolitisches Gewicht, darin ließ seine Rede in Passau keinerlei Zweifel, gedenkt der CSU-Chef schließlich so oder so weiterhin in die Waagschale zu werfen.

Inhaltlich blieb die von Stoiber selbst als "größte Rede des Jahres" titulierte Ansprache allerdings unspektakulär. Egal ob Irak, Sozialreformen oder Steuerpolitik - neue Impulse zu den aktuellen politischen Themen gab es trotz vollmundiger Ankündigungen im Vorfeld nicht. Aber vielleicht ist dies vom Passauer "Polit-Ballermann" auch zu viel verlangt.

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