Strafen reicht nicht

Der schnelle Ruf nach härteren Strafen beeindruckt bereits seit einigen Jahren die Gerichte. Doch die jährliche Meldung über mehr Verurteilte und längere Gefängnisstrafen darf keine falsche Sicherheit geben.

Die Kriminalität bleibt auf einem hohem Niveau. Die Verurteilungs-Zahlen der Justiz und die polizeiliche Kriminalstatistik sind zwar zwei Paar Schuhe, denn noch lange nicht alles, was die Polizei beschäftigt, landet vor Gericht. So gesehen ist es durchaus nachvollziehbar, dass die Polizei für 2005 eine leicht sinkende Verbrechensrate registriert, während nun die Justiz, die ohnehin diese Fälle erst Monate später auf den Tisch bekommt, eine steigende Zahl von Verurteilten meldet. Aus beiden Statistiken lassen sich Trends ablesen: Die haben vor allem bei Gewalt- und Jugendkriminalität absolut Beunruhigendes. Selbst wenn inzwischen viele Opfer nicht mehr den Gang zur Polizei scheuen und damit die Statistiken realitätsnäher werden, sind doch gerade bei Jugendlichen Aggressionspotenzial und Gewaltbereitschaft in den letzten Jahren immens gestiegen. In zunehmendem Maße spielt dabei auch Alkohol eine Rolle. Härtere Strafen allein helfen nicht aus dieser Misere. Die Bundesländer sind bei der Neuordnung des Jugendstrafvollzuges gefordert, um vor allem der Resozialisierung mehr Gewicht zu geben. Auf diesem Weg werden vorgezeichnete Knast-Karrieren am besten verhindert. j.winkler@volksfreund.de

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