Streit um Arbeitszeit spaltet die Nation

Ich bin davon überzeugt, dass viele Leute länger arbeiten wollen, um mehr zu verdienen. Das hängt wiederum zusammen mit deren Abhängigkeit von äußerer Anerkennung. Der Blick auf die vermeintlich urbanen Leute in ihrer eleganten Kleidung, mit ihren schicken Uhren und Aktentaschen sowie blitzenden Autos verschleiert den Blick auf andere Werte.

Tatsächlich ist die Überarbeitung in unserer Gesellschaft zu etwas Alltäglichem geworden, dass sich ein neuer Begriff etabliert hat, der ihre Auswirkungen beschreibt: Tins (two incomes, no sex). Wir sind zu müde vom Arbeiten, um noch Energie für die anderen Freuden des Lebens übrig zu haben. Tragischerweise leiden in solchen Fällen bei Familien die Kinder am meisten, alleine schon weil hierbei auch noch die Erziehung von dritten übernommen wird. Ich denke, es ist eher an der Zeit, Arbeit und Familie neu zu gestalten (…). Erfolg ist zum Beispiel, dass sowohl Männer als auch Frauen Zeit haben, um füreinander und für ihre Familien dazusein. Das können wir nicht, wenn wir zehn Stunden und mehr täglich für unseren beruflichen Aufstieg arbeiten.Norbert Harings Stadtkyll Schauen wir doch zu unseren Nachbarn nach Frankreich. Dort ist die 35-Stunden-Woche seit einigen Jahren erfolgreich gesetzlich geregelt. Bei uns soll es wohl zukünftig so sein: Oma und Opa schuften bis zum Umfallen, und ihre Enkelkinder finden keinen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Bei über 14 000 Arbeitslosen im Arbeitsamtsbezirk Trier werden jährlich über zehn Millionen Überstunden gefahren. Fazit: Es ist genügend Arbeit vorhanden, sie ist nur falsch organisiert.Karl Heinz Päulgen DGB-Vorsitzender Region Trier In vielen Arbeitsbereichen wird die Mehrarbeit, die oft durch Wegrationalisierung entstanden ist, auf die übrigen Arbeitnehmer verteilt. Dadurch entstehen Arbeitszeiten, die oft über dem Durchschnitt und auch der 40-Stunden-Woche liegen. Familienfeindlichere Umstände sind kaum noch vorstellbar. Jetzt ist vor allen Dingen der Staat gefordert dafür zu sorgen, dass die Arbeit gerechter verteilt wird.Martina Morawietz Trier

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