Stunde der Wahrheit

Vielleicht ist es ja gut, dass die Lokalgrößen in Bernkastel-Kues die Nase voll haben, ständig die kulturellen Kohlen für die ganze Region aus dem Feuer zu holen. Denn sie erzwingen eine Stunde der Wahrheit.

Man wird sehen, wie ernst es die Landräte und Bürgermeister meinen, wenn sie den Abschied vom Kirchturmdenken propagieren. Man wird sehen, wie ernst es die Ratspolitiker meinen, wenn sie vom Wirtschafts- und Standortfaktor Kultur reden. Verschwinden die Moselfestwochen, wäre es eine Bankrott-Erklärung der Kultur-Region Trier/Mosel/Eifel. Das erinnert an eine Firma, die ihren zukunftsträchtigsten Betriebszweig schließt, statt dort zu investieren. Profitieren kann die Region von der Vielfalt ihrer kulturellen Aktivitäten nur, wenn sie es schafft, sie gemeinsam nach außen zu vermarkten. Die Botschaft: Das Kommen lohnt sich, zwischen Bernkastel und Trier, Bitburg und Hermeskeil ist immer was los. Ein neues organisatorisches Dach, das die Moselfestwochen veranstaltet und die anderen Groß-Events der Region marketingmäßig unter die Fittiche nimmt, wäre ein Wechsel auf die Zukunft. Und Mainz könnte sich einem Aufbruch in neue, innovative Gestaltungsformen schwerlich entziehen. Dafür müsste freilich der eine oder andere über seinen Schatten zu springen. Mancher Orts- und VG-Bürgermeister müsste einräumen, dass das örtliche Strohballenrollen oder die Straußwirtschaft am Dorfrand nicht ausreicht, um auswärtiges Publikum anzuziehen. Mancher Landrat müsste seine Trier-Phobie überwinden. Und die Stadt-Trierer wiederum müssten erst einmal beweisen, dass sie über verbale Bekundungen hinaus region-fähig sind. Vom hohen Ross der hehren Weltkulturerbe-Stadt aus ist das kaum zu machen. In eine neue gemeinsame Struktur müssten alle Kompetenz (und Kompetenzen) abgeben. Die Zeit drängt. d.lintz@volksfreund.de

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