Taktisches Schmankerl

"Nichts ist unmöglich", heißt der Werbespruch einer Autofirma. Diese Beschreibung scheint zunehmend ihre Entsprechung in der Politik zu finden, wie man erstaunt zur Kenntnis nimmt. Dass ausgerechnet die Bayern von der CSU nun über eine große Koalition vorsichtig fabuliert haben, kann jedenfalls als Indiz dafür gelten, dass man mittlerweile offenbar alles für möglich hält.

Früher hätte jeder Christsoziale ein Gnade erflehendes Stoßgebet zum Himmel geschickt, wenn er sich bei solch einem unkeuchen Gedanken ertappt hätte. Wie dem auch sei: So richtig ernst zu nehmen ist die bayerische Variante nie gewesen. Sie ist ein taktisches Schmankerl. Niemand hat die Absicht, eine große Koalition zu erreichen. Es sei denn, es geht wirklich nicht anders. Das wäre dann der Fall, wenn bei der Bundestagswahl 2006 SPD und Grüne zusammen etwa 40 Prozent erreichen würden, die PDS sieben, und die FDP nur fünf. Dann könnte es knapp werden für eine bürgerliche Koalition, zumal mit schwerem Rabbatz zu rechnen ist, wenn Union und FDP wie angekündigt die sozialpolitischen Grausamkeiten fortsetzen würden. Der kluge Stratege baut also vor, schließlich muss die CSU-Gemeinde vorbereitet werden auf das noch Undenkbare. Nützlicher Nebeneffekt der Spekulation: Die kleine Schwester hat der großen CDU, die partout ihre Kopfpauschale durchdrücken und überhaupt den Kurs bestimmen will, eins ausgewischt. nachrichten.red@volksfreund.de

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