Teufel an die Wand gemalt

Wenn Kirchenmänner den Teufel an die Wand malen, wird es ernst. Wenn es dabei auch noch ums liebe Geld geht, erst recht. Nun geben sich die Verantwortlichen im Trierer Generalvikariat schon seit Jahren äußerst pessimistisch, wenn sie über die Finanzen reden. Am Jahresanfang prognostizierte Haushaltslöcher haben sich dabei wundersamerweise manches Mal bis zum Jahresende in eine "schwarze Null" verwandelt. Sie sind halt konservativ im Bistum, und so rechnen sie auch. Die nun vorhergesagten 13 Millionen Euro Fehlbedarf 2004 kann man daher getrost mit einer gewissen Gelassenheit betrachten - es wird wohl nicht ganz so schlimm kommen. Weniger Gelassenheit ist dagegen beim Blick in die nahe und mittlere Zukunft angebracht. Die Zahl der Kirchensteuerzahler wird weiter zurückgehen. Die Ausgaben bleiben dagegen konstant, werden eher noch größer - wenn die Kirche nicht reagiert. Dass sie nun ihren Immobilien-Besitz durchforstet, wird zwar manchen schmerzen, der wirklich jede Kirche gerne im Dorf behalten würde. Doch der Verkauf oder die Umnutzung von 600 Gebäuden ist letztlich nur der Anfang. Wenn das Bistum zehn Prozent seiner Ausgaben sparen will - und wer weiß, ob das langfristig reicht - müssen zehn Prozent beim mit Abstand dicksten Ausgabe-Posten gespart werden: beim Personal. Bischof Marx wird sich daher schon bald entscheiden müssen, welche Aufgaben sich die Kirche in Zukunft noch leisten will und kann, und welche sie dem Staat oder dem Markt überlässt. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, was die Kirchen-Mitarbeiter dann erwartet: Ganze Bereiche werden geschlossen. Auszubildende werden nicht übernommen, ältere Mitarbeiter in den Ruhestand geschickt. Es wird vielleicht sogar Entlassungen geben, bestimmt aber früher oder später Gespräche über einen Gehaltsverzicht - die Kirchenmänner werden wohl nicht zum letzten Mal den Teufel an die Wand gemalt haben. m.schmitz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort