Teure Alternative

Rohöl ist knapp und der Spritpreis steigt in schwindelerregende Höhe. Da klingt der Ruf nach einem "Benzingipfel” populär, auf dass sich der Wucher endlich wieder in Wohlgefallen auflöst. Ja, wenn es doch so einfach wäre.

Wer wie die FDP die Ökosteuer aussetzen will, der muss den Leuten sagen, dass der Rentenbeitrag sofort auf weit über 20 Prozent hoch schnellen würde. Und wer den Ölmultis politisch die Preise diktieren möchte, der kann auch gleich wieder die Staatliche Plankommission nach DDR-Vorbild einführen. Wie alles in der Marktwirtschaft folgt auch der Preis des "schwarzen Goldes” dem schlichten Prinzip von Angebot und Nachfrage. Was soll also das Gerede von einem "Benzingipfel”? Es ist ebenso naiv wie populistisch. Sehr viel ernster sollten wir hingegen die internationale Konferenz für erneuerbare Energien in Bonn nehmen. Wahr ist, dass mit dem Verblassen des Ölpreisschocks vor rund drei Jahrzehnten auch der Anteil der erneuerbaren Energieträger in den Industrieländern gesunken ist. Insofern kommt der Kongress genau zum richtigen Zeitpunkt. Sonne, Wind oder Erdwärme bilden die einzige Alternative, um die knapper werdenden fossilen Brennstoffe abzulösen. Mehr Biomasse oder Wasserkraft bedeuten weniger Abhängigkeit vom Öl. Allerdings wäre der Glaube fatal, dass Energie deshalb in absehbarer Zukunft billiger zu haben sein könnte. Die industrialisierte Welt deckt ihren Energieverbrauch nicht einmal zu sechs Prozent aus erneuerbaren Quellen. Für eine spürbare Ausweitung dieses Anteils sind enorme Anlaufkosten notwendig. Und zumindest bei der Windkraft gibt es Grenzen. Schon heute stöhnen viele Menschen über die "Verspargelung” der Landschaft. Die Alternativen sind also durchaus vorgezeichnet. Ausgereift sind sie noch nicht. nachrichten.red@volksfreund.de

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