Tief liegende Gründe

Arbeitslosigkeit, Scheidung, das fehlende Beherrschen der Haushaltskasse und Kredit-Lockangebote: Die Gründe, Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können und sich zu verschulden, sind vielfältig. Selten gibt es nur eine Ursache, in die "Schuldenfalle" zu tappen.

Auch wer ein noch so kleines Einkommen hat, will dennoch am Konsum teilhaben, Statussymbole besitzen und nicht als bescheiden oder gar arm erkannt werden. Wer zu allem Überfluss auch noch den Job verliert oder wessen Ehe scheitert, verliert schnell den Boden unter den Füßen. Und während es auf der einen Seite leichter für Verbraucher geworden ist, Kredite zu bekommen, ist es ebenso leichter geworden, sich privat bankrott zu melden. Denn das Instrument der Verbraucherinsolvenz ist auf der einen Seite eine gute Möglichkeit, sich langfristig zu entschulden und von Neuem zu beginnen, andererseits wird es als Instrument immer häufiger akzeptiert und enttabuisiert. Daher ist ein Teil des dramatischen Anstiegs der Privatinsolvenzen und eröffneter Gerichtsverfahren sicher auch darauf zurückzuführen. Nichtsdestotrotz: Gerade in ländlichen Gebieten wie der Region Trier nimmt die Zahl verschuldeter Haushalte zu. Ein Anstieg von 26 Prozent bei den eröffneten Insolvenzverfahren vor Gericht allein im Kreis Bitburg-Prüm spricht folglich eine eindeutige Sprache. In manchen Gegenden Deutschlands betragen diese Steigerungsraten sogar über 80 Prozent. Bei aller Vorsicht zu statistischen Daten scheint eines jedenfalls herauszuragen: Die Deutschen haben das Verhältnis zum Geld verloren. Nur wenige wissen, wie hoch ihre Einnahmen und Ausgaben sind. Bei drei Millionen Betroffenen liegt die Ursache also tiefer. Ein Grund mehr, die Arbeit der Schuldnerberatungsstellen zu stärken. Denn sie beraten nicht erst dann, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, sondern auch dann, wenn sich erste Anzeichen einer Überschuldung zeigen - und: Sie treten den Kampf gegen Unwissenheit und Leichtsinn an - vorbeugend, in Schulen und bei Jugendlichen, um "Schuldnerkarrieren" erst gar nicht entstehen zu lassen. s.schwadorf@volksfreund.de

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