Traumfinale für Bush

TIFLIS. (dpa) Es war ein Traumfinale. Zum Abschluss einer teilweise diplomatisch komplizierten Reise kam George W. Bush in ein Land, das ihm nichts als Jubel bescherte.

Wie ein Star, ja wie ein großer Held wurde "Freiheitskämpfer" Bush in Georgien gefeiert, die "Rosenrevolutionäre", die sich im Jahr 2003 friedlich die Unabhängigkeit von Russland erkämpft hatten, lagen ihrem großen Vorbild und Unterstützer auf dem Weg zur Demokratie zu Füßen. Bush war aus Moskau eingeflogen, direkt von der Parade zum Ende des Zweiten Weltkrieges vor 60 Jahren und einem Treffen mit seinem Amtskollegen Wladimir Putin. Vom Roten Platz kam er auf den Platz der Freiheit, jenen Ort im Herzen von Tiflis, von dem aus im Jahr 2003 Zehntausende aus zum Parlament marschierten und Eduard Schewardnadse aus dem Amt verjagten. Diesmal waren es womöglich noch mehr Menschen, die sich auf dem Platz versammelten: Auf 150 000 schätzte Michail Saakaschwili, der charismatische junge Präsident der jungen Demokratie Georgien, die Menge. So oder so: Es war eine symbolträchtige, für Bush ideale Kulisse, seine Vision von Freiheit und Unabhängigkeit über Georgien hinaus in die Welt zu tragen. In Lettland, einer anderen ehemaligen Sowjetrepublik, hatte sich Bush am Samstag mit Blick auf sein bevorstehendes Treffen mit Putin und der Teilnahme an der Moskauer Siegesfeier noch auf die Umgehung von außenpolitischen Fußangeln konzentrieren müssen. Beide – die Balten und die Georgier – sahen aufgrund ihrer eigenen geschichtlichen Erfahrungen mit der Sowjetunion wenig Grund, am Jahrestag des Kriegsendes mitzufeiern. Aber am Dienstag – nach seinem Moskaubesuch – war Bush sozusagen frei, und so zeigte er sich auch. Unbeschwert schwenkte Bush die Hüften und warf die Arme im Rhythmus georgischer Volksmusik in die Luft, als ihm nach der Ankunft am Montagabend in der Altstadt von Tiflis Ständchen und Tänzchen dargeboten wurden. Und ein Strahlen ging über sein Gesicht, als Saakaschwili den Gast auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Dienstag der "ewigen Dankbarkeit" der Georgier angesichts der US-Unterstützung auf dem Weg zur Demokratie versicherte. Aber das alles verblasste im Vergleich zur Hingabe der Fähnchen schwenkenden Menschen auf dem Platz der Freiheit, dem Jubel, der ausbrach, als Bush Georgien in seiner Rede als "Leuchtfeuer der Freiheit" feierte und sich seinerseits für den "Mut" des georgischen Volkes gepaart mit Friedfertigkeit bedankte. Die Georgier hatten sich sorgfältig auf diesen Tag vorbereitet, an dem die Alltagsgeschäfte in ganz Tiflis mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern ruhten. Die mit Plakaten geschmückte Hauptstraße vom Flughafen in die Innenstadt war repariert worden, und zahlreiche Einwohner hatten ihre Häuser frisch angestrichen oder die Balkone mit Blumen geschmückt. "Das ist ein großer Tag für uns", sagte der 24-jährige Student George. "Dass Bush in unser kleines Land gekommen ist, bedeutet unheimlich viel. Es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Wie eng verbunden sich die Georgier mit den USA fühlen, spiegelte sich auch in dem Logo wider, das überall auf Transparenten und T-Shirts zu sehen war: eine Rose, das Symbol der friedlichen Revolution, verschlungen mit den Nationalflaggen beider Staaten.

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