Tue Gutes und schweige

Der Fight, mit dem er Sportgeschichte schrieb, liegt fast ein Dreivierteljahrhundert zurück. Vor knapp sechzig Jahren focht er seinen letzten Kampf - und beileibe keinen besonders glanzvollen - aus. Trotzdem hat sein Name bis heute einen guten Klang.

Weniger vielleicht, weil er kurze Zeit der beste Boxer der Welt war, sondern weil sein Name für Fairness, Bescheidenheit, Menschlichkeit, Anstand, Ehrlichkeit steht; Begriffe, die in sämtlichen Nachrufen auftauchen, mit denen Politiker, Sportler und Funktionäre dem "Jahrhundertdeutschen" ihre Reverenz erweisen. In der Tat war Max Schmeling weder geldgierig noch korrupt, und einen Ort scheute er ganz besonders: den Mittelpunkt des Interesses. Er gehörte allerdings auch einer Generation von Sportlern an, der die medienwirksame Selbstinszenierung noch relativ fremd war. Zwar war auch er Verführungen, vor allem politischer Natur, ausgesetzt, doch hat er sich nicht instrumentalisieren lassen. Was zu seiner Zeit vielleicht noch schwerer war, ging es doch nicht nur um Mammon, sondern manchmal auch ums Leben. Zugegeben: Schmeling, der Vorzeigedeutsche, der er gar nicht sein wollte (jedenfalls nicht im Dienst der Nazis), war viel zu populär, als dass man ihm hätte schaden können. Doch mit diesem Pfund hat er riskant gewuchert, ohne viel Aufhebens davon zu machen. Dass er vielen jüdischen Freunden das Leben rettete, wurde erst Jahrzehnte nach Kriegsende bekannt. Auch später bewies er, dass "das Herz eines Boxers" groß genug war, um nicht nur eine millionenschwere Stiftung für Kinder ins Leben zu rufen, sondern auch dem ehemaligen Gegner Joe Louis, der im Alter gesellschaftlich k.o. geschlagen war, ein anständiges Leben zu ermöglichen. Max Schmeling wird als guter Mensch von Klein-Luckow im Gedächtnis bleiben - zumal in einer Zeit, da die charakterlichen Eigenschaften, für die er steht, (nicht nur) im Sport Seltenheitswert zu bekommen scheinen. r.nolden@volksfreund.de

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