Turbulenz auf der Zielgeraden

Fasthätte Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink sein Ziel erreicht: Nachholprigem Start seine Intendanten-Kür geräuschlos, effizient undauf breiter politischer Basis durchzuziehen. Das vorzeitigeBekanntwerden der Personalie bringt nun auf der Zielgeraden nochein paar Turbulenzen - aber angesichts der bemerkenswertenEinigkeit der Fraktionen einerseits und der Seriosität desKandidaten andererseits, spricht vieles dafür, dass der künftigeTrierer Intendant Gerhard Weber heißt. Angesichts leerer Kassen und antiquierter Strukturen gleicht der Intendanten-Job heutzutage einem Himmelfahrtskommando. Die Findungskommission des Stadtrats war offenbar unisono der Meinung, dass man in diesem Fall mit einem erfahrenen Astronauten am besten fährt. Man wollte kein Risiko eingehen - dem künftigen Intendanten ist zu wünschen (und zuzutrauen), dass er diese Erwartungshaltung wenigstens ab und zu enttäuscht, jedenfalls wenn es um künstlerische Dinge geht.

Gerhard Weber, wenn er es denn wird, ist ein ausgewiesener Ensemble-Mann, einer, der sein Programm in den letzten Jahren für das Publikum zwischen Verden und Fallingbostel gemacht hat, und nicht für den Kritiker der F.A.Z. Er gilt als diplomatisch, geschickt im Umgang mit der Verwaltung, langfristig planend. Ein Schelm, wer darin lauter Gegensätze zum derzeitigen Amtsinhaber sieht.

Falls die Findungskommission tatsächlich den Kontrast zu Kindermann gesucht hat - dann hat sie recht. Jeder Versuch einer Kopie würde in einem Fiasko enden. Um es in der Fußballersprache zu sagen: Der jetzige Trainer hat ein Regionalliga-Team seit Jahren auf Bundesliga-Niveau gepeitscht. Das war toll für die Zuschauer, aber die Mannschaft ist ziemlich ausgepowert und muss behutsam wieder aufgebaut werden. Dafür wäre Weber der richtige Mann, ebenso wie für die nötige Neupositionierung des Schauspiels und die stärkere Integration in das Kulturangebot der Region. Hätte, wäre, würde: Erst muss er es mal werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort