Überall und jedermann

Die Welt ist wieder einmal entsetzt, die Politik verurteilt scharf, und alle miteinander sind völlig rat- und fassungslos. Was ist zu tun nach dieser erneuten Bluttat in Istanbul? Zunächst einmal bleibt festzuhalten, dass es sich um feige, hinterhältige Morde und eben nicht um politisch motivierte Gewalttaten handelt.

Dass Verbrecher diese Tat verübt haben und keine Widerstandskämpfer. Es muss endlich Schluss sein mit verbalen Verniedlichungen wie "gewalttätige Extremisten" oder "Islamisten". Es geht um gemeine Mörder. So sind sie zu nennen, so sind sie zu behandeln, so ist nach ihnen zu fahnden, und so sind sie zu verurteilen. Das nutzt zwar wenig bei Attentätern wie in der Türkei, in Bagdad, Jerusalem oder wo auch immer. Sobald diese Mörder bereit sind, ihr eigenes Leben zu opfern, versagen alle Mechanismen, die bei der Jagd nach Verbrechern sonst greifen. Ihre Hintermänner aber leben, sie gilt es zu fassen, wo immer sie sich aufhalten. Das wird nicht von heute auf morgen gelingen, und deshalb sollte allen klar sein, dass es jeden Tag jeden treffen kann, überall. Morgen vielleicht in London, in drei Tagen in Madrid und am Montag in Berlin, Köln oder München. Freie Gesellschaften können keinen Schutz bieten gegen derart Menschen verachtendes Tun. Umso wichtiger ist es, Ursachenforschung zu betreiben. Wo kommen diese Mörder her, was treibt sie um, woher rührt ihr menschenverachtender Hass auf den Westen, auf Amerika und Israel im Besonderen? Fragen, auf die es Antworten gibt, nicht nur angenehme aus westlicher Sicht. Der völkerrechtswidrige Krieg von Amerikanern und Briten mit Rückendeckung unter anderem der Türken, war ein schwerer Fehler. Er gebiert statt dem erhofften Frieden immer neue Gewalt. Auch deshalb, weil hier all zu leichtfertig gebombt wurde und augenscheinlich keiner daran gedacht hat, dass man nicht nur den Krieg gewinnen kann, sondern auch den Frieden planen und organisieren muss. Eine wichtige, wenn nicht die entscheidende Ursache für all diesen Hass, liegt eindeutig im Nahen Osten. Auch für Israel gilt: Niemand hat das Recht, dort voll besetzte Busse in die Luft zu jagen, feiernde Menschen in Diskos und Kneipen mit Bomben zu zerfetzen. Und doch müssen Israel und vor allem Amerika sich fragen, ob sie nicht immer wieder selbst die Lunte ans Pulverfass gelegt haben und weiter legen. Die USA, weil sie sich nicht als ehrlicher Makler in diesem Konflikt verstehen, sondern einseitig Partei ergreifen. Sich noch nicht einmal mit Nachdruck um dieses tödliche Spiel von Gewalt und Gegengewalt kümmern. Die Israelis, weil sie seit Jahren permanent selbst an der Gewaltschraube drehen, neue Mauern bauen, das palästinensische Volk demütigen und ihm alle Hoffnung auf Zukunft rauben. Ein weiterer Punkt muss in diesem Zusammenhang allerdings auch klar und deutlich angesprochen werden. Wie kann es sein, dass ausgerechnet eine angeblich so tolerante und friedliche Religion wie der Islam immer neue Teufel hervorbringt. Vertreter keiner anderen Religion predigen derart offen und weltweit Hass, Rechtlosigkeit und Gewalt. Was ist das für ein Gott, in dessen Namen die Attentäter von Istanbul sich selbst und viele Unschuldige in die Luft gesprengt haben? d.schwickerath@volksfreund.de

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