Überfälliges Bekenntnis

Die Kölner Großdemonstration zehntausender Muslime gegen Terror und Gewalt war überfällig. Ihr klares Bekenntnis zu Frieden und Toleranz steht symbolisch dafür, dass die überwältigende Mehrheit dieser Bevölkerungsgruppe nichts mit den Bluttaten islamistischer Extremisten gemein hat.

Um so mehr verbietet sich eine pauschale Verurteilung des Islam. Dass die Gräben abgrundtief sind, zeigt eine aktuelle Umfrage der Meinungsforschungsinstituts Allensbach: 93 Prozent der Deutschen übersetzen den Begriff Islam in erster Linie mit einer Unterdrückung der Frau. Bei deutlich über 80 Prozent assoziiert das Wort Terror und Fanatismus. Diese Ängste muss Politik Ernst nehmen. Ob die Lösung im Diktat einer "deutschen Leitkultur" bestehen kann, wie es die CSU auf ihrem jüngsten Parteitag gefordert hat, ist allerdings zweifelhaft. Warum sollte ein Moslem auf die Idee kommen, Ostern oder Weihnachten zu feiern? Umgekehrt wäre es ja auch absurd, den Christen moslemische Feiertage aufzunötigen. Integrieren heißt eben nicht assimilieren. Was Not tut, ist die Einhaltung elementarer Grundregeln des Zusammenlebens. Der Kanzler hat zu Recht darauf hingewiesen, dass der Maßstab dafür die Demokratie ist. Mit ihr verbietet sich die Tötung eines islam-kritischen Filmemachers genau so wie der verbrecherische Anschlag auf eine Moschee. Wer sich zu dieser Staatsform nicht bekennen will, hat in Deutschland nichts verloren. Die Akzeptanz humanistischer Werte lässt für hier lebende Muslime sicher am wirkungsvollsten über das Erlernen der deutschen Sprache voranbringen. Zu wünschen wäre deshalb, dass sie sich bei ihrer nächsten Großdemonstration nicht nur gegen Gewalt aussprechen, sondern auch für den Willen zur Integration. nachrichten.red@volksfreund.de

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