Unchristlich

Was ist nur in diesem Bistum los? Da ist auf der einen Seite der schon gar nicht mehr so neue Bischof. Anerkannt, gemocht, volksnah, höchst unterhaltsam, konsequent und konservativ, wenn es um die zentralen Fragen geht. Alles in allem ein wichtiger Sympathie-Träger So kommt Reinhard Marx beim Kirchenvolk an. Der Mann macht Punkte, keine Frage. Da ist aber auch die Kehrseite der Diözese. Kaum ein Monat vergeht ohne Hiobsbotschaften. Mal ist es die ctt, die als Folge des Doerfert-Skandals um ihr Überleben kämpft mit allen unschönen Erscheinungen, die dazu gehören. Mal sind es Entlassungen, Finanznöte, Kürzungen oder aber die Abberufung eines luxemburgischen Polizeiseelsorgers. Das ist - zum Teil zumindest - ja noch alles nachzuvollziehen. Der jüngste Coup aus dem Hause des Generalvikars aber liegt weit jenseits dessen, was zumutbar ist. Da soll ein Jurist während der Probezeit gefeuert werden, dem alle hohe fachliche Kompetenz, hervorragende Arbeit und ebensolche Ergebnisse bescheinigen. Der Mann ist vom Bistum eingestellt und wird von ihm auch bezahlt. Seine Aufgabe: Die Geschäfte der Mitarbeitervertretungen zu führen. Das hat er getan und zwar mit großem Engagement und Erfolg. Und genau deshalb muss er wohl gehen. Was also will das Bistum? Einen allenfalls mittelmäßigen Winkeladvokaten, willfährig gegenüber seinem Brötchengeber vor allem bei Entscheidungen gegen die Arbeitnehmer, die er laut Vertrag doch eigentlich vertreten soll? Was wirft man dem Mann vor, was hat er verbrochen, dass ihn das Bistum trotz hervorragender Leistungen ohne jede Begründung höchst unchristlich über den Löffel barbiert? Zuständig für diesen Ruck-Zuck-Rauswurf ist einmal mehr Generalvikar Werner Rössel, der Form nach zumindest. Interessieren sollte sich für das Thema allerdings auch der Trierer Oberhirte. Denn seine Schäfchen verstehen schon lange nicht mehr, was da in Rössels Dunstkreis an Personalentscheidungen ausgeheckt wurde und wird. Reinhard Marx ist gefragt, und er darf eine schlüssige Antwort nicht schuldig bleiben. Denn noch gibt es die Chance, zehntausende von Mitarbeitern nicht erneut vor den Kopf zu stoßen. d.schwickerath@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort