Unsichere Werkbank

Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Das Aus für den Bauunternehmer Kickert und die Massenentlassungen beim Reifenhersteller Michelin kosten hunderte Leute in der Region ihren Job. Während in einem Fall offensichtlich Management-Fehler in die unausweichliche Pleite führten, sieht die Sachlage beim Reifenhersteller Michelin ganz anders aus.

Wie so viele Industriebetriebe in der Region ist das Trierer Michelin-Werk lediglich eine verlängerte Werkbank. Das macht solche Betriebe und die Arbeitsplätze besonders anfällig. Denn die Entscheidungen über Wohl oder Wehe fällt weit weg vom Schuss. Die Möglichkeit für Gewerkschaften oder Betriebsrat, noch Einfluss auf Unternehmensentscheidungen zu nehmen, geht gegen Null. Zudem haben solche Werke nicht nur mit der externen Konkurrenz zu kämpfen, sondern stehen auch unter einem hohen internen Druck. Im Fall Michelin ist der Trierer Standort zwischen beide Mühlsteine geraten. Die interne, westeuropäische Konkurrenz in Frankreich und Italien kann anscheinend billiger produzieren als ihre Kollegen von der Mosel. Doch das endgültige K.o. für die Drahtcord-Herstellung kam durch die externe Konkurrenz. An 22 Standorten in Europa wird dieses Vorprodukt für Reifen hergestellt - mit vielen billigen Werkbänken in Osteuropa. Bei solchen Niedrig-Löhnen fallen dann auch die Transportkosten kaum ins Gewicht. h.waschbuesch@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort