Unter Zugzwang

"Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis", kommentierte ein CDU-Delegierter jüngst die spektakuläre, aber für die Union wenig Lustgewinn bringende Aufführung des Bezirksparteitags im hohen Norden des Landes.

In Wissen an der Sieg war die Partei kein Sieger. Die Christdemokraten der Region Trier haben offenbar daraus gelernt und wollen sich durch einen ähnlichen Konfrontationskurs der beiden Matadore Peter Rauen und Michael Billen zumindest nicht vor der Kommunalwahl die Stimmung verhageln lassen. Niemand mehr hätte nach den emotionsgeladenen Debatten der letzten Wochen um das Pro und Contra für einen Spitzenkandidaten Christoph Böhr bei einer Kampfkandidatur der beiden Politiker das hohe Lied auf die Regionalpolitik singen können. Doch die Ereignisse von Wissen mit der herben Image-Schlappe für den Parteichef haben zusätzliche weit reichende Folgen, wie sich inzwischen immer deutlicher zeigt. Seine Kritiker fühlen sich nicht nur erheblich bestärkt und keineswegs mehr in der absoluten Minderheitenposition, in die sie bisher meist gerückt wurden. Sie sind allenfalls bereit, bis zu den Kommunalwahlen im Sommer 2004 die Frage der Spitzenkandidatur klein zu halten und setzen damit die CDU-Spitze unter Zugzwang. Sie wird reagieren müssen und kann nicht einfach die Diskussion nach ihrem Zeitplan ins Jahr 2005 verlegen wollen, sonst wird sie von der Debatte schlicht überrollt. Ob Böhr dabei selbst wieder bei der Kür des Herausforderers mit von der Partie ist oder nicht: So oder so steht seine politische Zukunft als CDU-Vormann im Land auf dem Spiel. j.winkler@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort