Verhärtete Fronten

Arbeitnehmer oder Urlauber - viele von ihnen werden sich auf beschwerliche Tage, wenn nicht gar Wochen, einstellen müssen. Denn alle Signale bei der Bahn stehen auf Streik. Wie verhärtet die Fronten sind, hat das verbale Getöse des Wochenendes gezeigt.

Beide Seiten packten ihre Folterwerkzeuge aus. Die Lokführer-Gewerkschaft brüstet sich, das halbe Land lahmzulegen. Die Bahnverantwortlichen drohen mit Disziplinarmaßnahmen und Schadensersatzforderungen. Kein Zweifel, da rasen zwei Züge aufeinander zu.Um den Schaden in Grenzen zu halten, müssen alle Beteiligten runter von ihren Maximalpositionen. Das gilt besonders für die Lokführer-Lobby mit ihren völlig unrealistischen Lohnforderungen von über 30 Prozent plus. Der Verdacht liegt nahe, dass sich bestimmte Gewerkschaftsführer kurz vor ihrer regulären Pensionierung noch ein Denkmal setzen wollen. Finanziell ist das Zugpersonal sicher nicht auf Rosen gebettet. Der Verweis auf die besondere berufliche Verantwortung zieht jedoch nur bedingt. Mit der gleichen Logik könnten auch Brummi-Fahler, Krankenschwestern oder Pflegekräfte in den Streik treten. Wer den drohenden Ausstand der Lokführer mit Sympathie verfolgt, sollte sich die Frage stellen, ob er noch genauso darüber denkt, wenn deutliche Lohnsprünge die ohnehin nicht billigen Fahrtickets weiter verteuern. Ohne Zugeständnisse wird es aber auch seitens der Bahn nicht gehen. Um einen Alleingang der Lokführer-Gewerkschaft zu vermeiden, ist es notwenig, dass sich Bahnchef Hartmut Mehdorn mit allen Gewerkschaftsorganisationen in seinem Bereich an einen Tisch setzt. Es geht um einen vertretbaren Kompromiss in möglichst kurzer Zeit. Ein längerer Streik wäre nicht nur ein Ärgernis für alle Reisenden. Er hätte auch unabsehbare Folgen für die Volkswirtschaft.

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