Verkaufskosmetik

Florian Gerster in der Bredouille - wieder einmal. Seit anderthalb Jahren steht der einstige rheinland-pfälzische Sozialminister als Chef der Bundesanstalt unter Druck, weil der Umbau der viel geschmähten Arbeitsverwaltung weit zäher als gedacht verläuft und die allseits erhofften Vermittlungserfolge ausbleiben. Gestartet mit vielen Vorschusslorbeeren des Kanzlers sorgte der rührige Vorstandschef zumindest auf anderen Gebieten für Schlagzeilen. Ankündigung, 2003 auf die Milliardenzuschüsse aus dem Bundeshaushalt verzichten zu wollen, erwiesen sich als zu vollmundig. Das Gegenteil trat ein. Es wurde mehr Geld fällig. Seine Mitarbeiter ließ Gerster wissen, dass er langfristig mit der Hälfte von ihnen auskommen wolle. Für Ärger sorgte ein kostenträchtiger Umbau der Vorstandsetage. Nun fließen mehr als eine Million Euro an einen Medienberater und viele Millionen für Marketingkampagnen. Jede Menge Euro für reine Verkaufskosmetik. Mit Geld statt Taten soll offensichtlich das ramponierte Image einer Behörde und ihres Chefs aufpoliert werden, die irgendwo im Reformstau stecken. Trotz mancher neuer Anstöße ist die Mammutverwaltung noch längst nicht in Bewegung. Dass es bei Job-Suchern ganz schlecht ankommt, wenn bei ABM und Qualifizierungsprojekten massiv gekürzt wird, aber gleichzeitig eine teuere Werbetrommel in eigener Sache gerührt werden soll, hätte Gerster klar sein müssen. Neben Erfolgsmeldung fehlt offenbar auch Gespür. jks j.winklerd@volksfreund.de

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