Verpasste Chancen

Das trödelige Umgehen mit den Projektvorschlägen zum Kulturhauptstadt-Jahr 2007 reiht sich nahtlos ein in die kulturellen Katastrophen-Meldungen der letzten Wochen. Die Moselfestwochen stehen auf der Kippe, das Eifel-Literaturfestival ist schon so gut wie weg, die regionale Kultur-Agentur dümpelt mangels Unterstützung vor sich hin.

Eine Chance nach der anderen wird leichtfertig verspielt, und offenkundig ist keiner in der Lage, die Notbremse zu ziehen und die Verantwortlichen - notfalls mit dem Knüppel - an einen Tisch zu treiben. Es ist noch kein halbes Jahr her, da jubelten alle über den (mühsam in Brüssel erkämpften) Erfolg der Luxemburger, die Kulturhauptstadt-Würde 2007 mit der Region teilen zu dürfen. Was für eine Möglichkeit, die touristische Attraktion mit grenzüberschreitenden Projekten und der Schaffung nachhaltiger Infrastrukturen zu verbinden. Die Stadt Trier schrie am lautesten "hier" - und dann schlummerte man selig ein. Es gab ja den Glücksfall, dass man die seit Jahren (!) geplante und weitgehend vom Land finanzierte Ausstellung hatte und so tun konnte, als sei damit das Wesentliche getan. Das Umland wiederum interpretierte die Trierer Rolle als Alleinvertretungsanspruch und zog sich auf den Standpunkt zurück, es sei nicht seine Aufgabe, wie bei der Landesgartenschau eine hübsche Staffage für Trierer Glanz und Gloria abzugeben. Dass Luxemburg 2007 gerade für den Eifel-Raum enorme Möglichkeiten bietet, hat sich offenbar noch nicht herumgesprochen. Alle schieben die Finanzen vor und übersehen dabei, dass heutzutage nicht Geld Ideen locker macht, sondern der umgekehrte Weg beschritten werden muss. Weder private noch öffentliche Finanziers stellen Blankoschecks aus. Beim Land jedenfalls scheint man gesprächsbereit - wenn denn aus Trier die nötigen Vorlagen kommen. Allerdings sorgt die behäbige Gangart an der Mosel für zunehmendes Stirnrunzeln in Mainz - auch in Sachen Eröffnung des pfälzischen Kultursommers, die 2005 in Trier stattfinden soll. Auch so eine Chance. Aber wer sie nutzen will, muss seine Hausaufgaben machen. d.lintz@volksfreund.de

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