Verselbstständigter Terrorismus

Die Vorstellung, der Terror sei auf Gruppen beschränkt, die quasi direkt von bin Laden instruiert und auf Todesreise geschickt würden, ist überholt. Unscheinbare Migrantenkinder Britanniens zündeten die Bomben in der Londoner U-Bahn und versuchten, Flugzeuge gleich im Dutzend zu sprengen.

Der Terrorismus hat sich verselbstständigt - er ist für Desperados, Gruppen und Sekten jeden Ursprungs, ob islamistisch oder nicht, seit dem 11. September 2001 zu einer als völlig legitim betrachteten Ausdrucksform ihrer kruden Ideen geworden. Zur Umsetzung reichen ein Chemiebaukasten oder eine Anleitung aus dem Internet. Auch ohne die neuen Erkenntnisse über die Bomben von Dortmund und Koblenz, die tatsächlich in den Zügen explodieren sollten, kann man es als Gewissheit betrachten: Die Gefahr terroristischer Anschläge ist nicht auf "kriegsführende" Staaten wie die USA und Großbritannien beschränkt. Ziel kann alles und jeder sein, immer und überall. In der Regionalbahn oder beim Urlaub auf Djerba. Der neue Terrorismus sprengt jede Möglichkeit, ihn politisch zu kalkulieren. Es gibt - auch für Deutschland nicht - keine Dividende für Zurückhaltung. Die Motive des Terrorismus wechseln, seine Ziele heißen: globale Aufmerksamkeit, Zeichen setzen, ins Paradies kommen. Nur seine Methode ist immer gleich: Massenmord, egal an wem. Jeder ist gefordert, aufmerksam zu sein. So aufmerksam wie kurz vor einem großen Anschlag. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort