Versuch einer Eindämmung

Als noch viel harmlosere Dinge verboten waren - Zigaretten etwa oder Bier - gab es für Jugendliche auch immer schon Wege, um sie zu beschaffen. Irgendein Älterer fand sich dafür immer. Umso mehr gilt dies in der vernetzten Handy- und Computerwelt von heute.

Ein Bild, ein Film, ein Spiel, das verboten ist, lässt sich nicht in einen abgeschlossenen Raum verbannen, der nur für Erwachsene zugänglich ist. Alle Medien können heute frei zirkulieren, und sie tun es auf den Schulhöfen und PCs, vom Gewaltexzess bis zum Porno. Der Staat hinkt mit seinen Gesetzen der Entwicklung stets hinterher, heute viel mehr noch als früher. Insofern ist die Initiative der Familienministerin, die Verbotskriterien für Computerspiele zu verschärfen und die Händler, die solche an Jugendliche herausgeben, stärker zu belangen, ein Akt der Hilflosigkeit. Dennoch ist er nach Emsdetten und Erfurt, den Spitzen dieses sich ausbreitenden Eisberges aus Horror und Blut, notwendig. Zwar erhöhen Verbote zunächst den Reiz, aber konsequent durchgesetzt können sie auch die Schwelle erhöhen, sich diese Reize zu besorgen. Allerdings: Erst wenn die Eltern hin- statt wegschauen, erst wenn auch sie begreifen, dass Desinteresse oder gar Toleranz hier unangebracht sind, erst wenn im Zweifelsfall auch sie belangt werden, gibt es die Chance, die schmutzige Flut etwas einzudämmen. Mehr als eindämmen ist sowieso nicht drin. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort