Vertrauensbildende Maßnahme

Der neue Intendant hat reichlich frischen Wind in die Mauern am Augustinerhof gepustet. So viel Anfang war lange nicht, mit Jugendtheater und ambitionierten Projekten, mit neuen Veranstaltungsformen und Spielorten, mit neuen Regisseuren und Darstellern.

Der neue Intendant hat reichlich frischen Wind in die Mauern am Augustinerhof gepustet. So viel Anfang war lange nicht, mit Jugendtheater und ambitionierten Projekten, mit neuen Veranstaltungsformen und Spielorten, mit neuen Regisseuren und Darstellern. Man hat einiges riskiert – und bis jetzt meistens gewonnen. Und wenn die Zuschauer-Zahlen, die Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink als "Wasserstandsmeldung" vorgelegt hat, am Saison-Ende tatsächlich der harten Bilanzierung standhalten, dann hat Webers "Theater-Lust" auch beim Publikum eingeschlagen – zumindest bei Ballett und Sprechtheater. Der neue Spielplan setzt die eingeschlagene Linie in diesen Sparten fort. Und er bringt mit dem Spielort "Casino am Kornmarkt" einen mutigen Vorstoß Richtung "kleines Haus". Zudem beweist Gerhard Weber Cleverness und Gespür für die Verhältnisse in der Region: Die Idee, in Kooperation mit dem Eifel-Krimi-Festival einen Berndorf fürs Schauspiel aufzubereiten und die Uraufführung nach Daun zu geben, ist eine geniale vertrauensbildende Maßnahme im sensiblen Stadt-Umland-Geflecht. Die Erfolge sind unübersehbar, allerdings sollten Theaterleitung und Dezernat die gleichfalls vorhandenen Probleme nicht unter den Teppich kehren. Es kriselt beim Musiktheater, sowohl beim Publikum wie hinter der Kulissen, wo sich viele auf dem absteigenden Ast wähnen. Lukas-Kindermann hat jahrelang bewiesen, dass das Trierer Publikum ein anspruchsvolles Repertoire mitträgt, solange die Qualität stimmt. Und die stimmt in dieser Spielzeit bislang (noch) nicht. Aber darauf jetzt mit einer Operettisierung des Programms zu reagieren, würde das künstlerische Image des Hauses binnen kürzester Zeit ruinieren. Der neue Musiktheater-Spielplan mit seiner Mischung aus Opern-Hitparade und Operettenseligkeit gibt in dieser Hinsicht zu Bedenken Anlass. d.lintz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort