Vertrauensfrage

In der großen Politik wird die Vertrauensfrage selten gestellt. Bundeskanzler Gerhard Schröder hat Ende 2001 davon (erfolgreich) Gebrauch gemacht, um die Abgeordneten der Regierungskoalition in der Frage Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr möglichst geschlossen hinter sich zu versammeln.

Die Vertrauensfrage - ein grundgesetzlich garantiertes Disziplinierungsinstrument. Weil es ein ähnliches Instrument in Handwerkerkreisen nicht gibt, hat der Trier-Saarburger Kreishandwerksmeister Herbert Tschickardt einen anderen Weg gewählt: Er trat zurück, weil sich der elfköpfige Vorstand nicht geschlossen mit seinen Zukunftsplänen einverstanden erklärte. Ein mit Blick auf die Binnen- und Außenwirkung sicherlich Aufsehen erregender Schritt, aber ein richtiger - eben eine besondere Form der Vertrauensfrage. Nun müssen die nicht mit Tschickardts Marschrichtung sympathisierenden Vorstände und Handwerker Butter bei die Fische geben. Wenn sie die Politik des Kreishandwerksmeisters partout nicht mittragen können oder wollen, müssen sie nächsten Mittwoch einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken. Gelingt ihnen das nicht, war ihr Protest nicht viel mehr als ein Sturm im Wasserglas. So viel ist auch klar: Wenn Tschickardt wiedergewählt wird - und davon ist wohl auszugehen - sind die Tage des schon als kommender Geschäftsführer präsentierten Reinhold Temmes gezählt. Dann muss sich der Fachanwalt für Arbeitsrecht einen neuen Job suchen. r.seydewitz@volksfreund.de

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